08.02.2022

Super-Apps: Auch super für den Datenschutz?

Super-Apps gelten als Zukunftstrend auf Smartphones und Tablets. Statt vieler Einzelapps installiert ein Nutzer dann nur eine Super-App. Datenschützer warnen vor dieser Entwicklung. Erklären Sie in Ihrer Unterweisung, warum drei Apps besser sein können als eine.

Super-Apps: Auch super für den Datenschutz?

Super-Apps reduzieren die App-Anzahl, nicht die Risiken

Um der aktuellen Flut von Apps Herr zu werden, finden sich auf dem Markt bereits einige sogenannte „Super-Apps“. Das sind mobile Applikationen, die Messaging, Online-Shopping, Hotelbuchung, Flugreservierung und Bezahlung in sich vereinen, um nur einige Beispielfunktionen zu nennen.

Im Grunde sind solche Super-Apps nicht neu. Denn soziale Netzwerke und Suchmaschinen haben bereits Apps, die viele solcher Funktionen in sich vereinen. Doch während mancher bei den sozialen Netzwerken bereits eine gesunde Skepsis entwickelt hat und nicht auch noch über Facebook & Co. bezahlen will, haben andere Super-Apps weiterhin Zulauf.

Aus Datenschutz-Sicht gilt es, die Nutzer und Nutzerinnen zu sensibilisieren, auch hier Vorsicht walten lassen. Ein gutes Thema also für die Datenschutz-Unterweisung.

 

 

Super-Apps: Viele Funktionen, viele Risiken, wenig Übersicht

Komplexe Datenschutzerklärung

Angesichts der Probleme, die Nutzerinnen und Nutzer bei den Datenschutzerklärungen mobiler Apps haben, ist nicht erwarten, dass dies bei Super-Apps einfacher wird.

Wenn es denn die verpflichtende Datenschutzerklärung leicht auffindbar oder überhaupt gibt, dann ist es sicherlich nicht leichter, eine Vielzahl von Funktionen in einer Erklärung nachzuvollziehen.

Es mag verlockend klingen, nur eine statt vier oder fünf Datenschutzerklärungen ansehen zu müssen. Aber die Komplexität muss bei der einen steigen. So können Nutzerin oder Nutzer schnell den Überblick verlieren.

Bessere Nutzerprofile möglich

Ein weiteres Problem für den Datenschutz: Geballte Funktionen sind leider eine gute Basis für mögliche Nutzerprofile, die bei Super-Apps damit viel aussagekräftiger sein könnten.

Gefährlichere Sicherheitslücken

Nicht zuletzt könnten sich Sicherheitslücken bei Super-Apps so auswirken wie Schwachstellen bei vier oder fünf Apps gleichzeitig. Hat ein Angreifer etwa über ein unsicheres Online-Shopping Zugang zu den Daten des Nutzers oder der Nutzerin erhalten, könnte er auch gleich auf die Flugbuchungen zugreifen.

Super-Apps mögen also den Komfort erhöhen und die Zahl der Apps auf dem Smartphone-Display reduzieren. Ob sie auch super für den Datenschutz sind, steht auf einem anderen Blatt.

Der Hintergrund: Der Markt für Apps ist auf Rekordhoch

„Das Angebot an Apps wird immer größer – sie ersetzen die Digitalkamera, das Bücherregal, die Spielekonsole“, sagt Dr. Sebastian Klöß, Bereichsleiter für Consumer Technology beim Digitalverband Bitkom. „Gerade in der Corona-Krise haben die Menschen mehr Zeit mit ihrem Smartphone verbracht. Sie haben neue Apps ausprobiert und dabei auch mehr Geld ausgegeben – etwa, um mit kostenpflichtigen Online-Kursen fit zu bleiben, sich mit Spielen die Zeit zu vertreiben oder um neue Sprachen zu lernen.“

Im Jahr 2021 gaben die Deutschen so viel Geld für Handy-Apps aus wie noch nie. Insgesamt 2,9 Milliarden Euro Umsatz haben die Anbieter im letzten Jahr mit Smartphone-Programmen generiert, so Bitkom.

ACHTUNG

Es gibt allerdings auch zahlreiche kostenlose Apps. Allein dieser Umstand sollte hellhörig machen. Denn niemand hat etwas zu verschenken. Es stellt sich die Frage, wie die Apps mit den personenbezogenen Daten der Nutzerinnen und Nutzer umgehen. Das gilt jedoch nicht nur bei kostenlosen Apps, sondern ebenfalls bei den kostenpflichtigen.

App-Flut auf mobilen Endgeräten

Insgesamt haben die Deutschen in letzten Jahr 3,3 Milliarden Apps heruntergeladen – ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Die dominierende Plattform für Downloads ist dabei das von Google entwickelte Betriebssystem Android mit dem „Google PlayStore“. 2,5 Milliarden Apps wurden dort heruntergeladen. Auf den von Apple betriebenen AppStore für iOS-Geräte entfielen dagegen 786 Millionen Downloads.

Wer auf ein Smartphone blickt, findet dort also eine Vielfalt von Apps. Jede App erfordert aber eine eigene Prüfung aus Datenschutzsicht,

  • ob sie unnötige Berechtigungen anfragt,
  • was die Datenschutzerklärung besagt und
  • wie es beispielsweise um die Verwendung von Cookies steht.

So mag es aus Datenschutzsicht auf den ersten Blick verlockend sein, auf Super-Apps zu setzen, die mehrere Funktionen in sich vereinen und damit gleich verschiedene Apps ersetzen. Auf den zweiten Blick tun sich jedoch einige Datenschutz-Risiken auf.

Autor*in: Oliver Schonschek (Diplom-Physiker, IT-Analyst und Fachjournalist)