13.02.2022

Evakuierungsplan und Evakuierungskonzept

Naturgemäß muss jeder Evakuierungsplan ein Unikat sein. Denn in jeder Betriebsstätte sind die Gegebenheiten anders. Worauf es bei der Erstellung eines praktikablen Evakuierungsplans ganz generell ankommt und welche Punkte in Ihrer Manöverkritik berücksichtigt werden müssen.

evakuierungsplan

Allgemeiner Tipp: Wenn möglich, beziehen Sie die örtliche Feuerwehr mit ein, um sich deren Erfahrungen für Ihren Evakuierungsplan zu sichern. Ist durch eine Evakuierung der öffentliche Verkehr betroffen, sollten Sie auch die Polizei um Mithilfe bei der Bearbeitung Ihres Evakuierungskonzepts bitten.

Berechnen Sie die Zahl der notwendigen Evakuierungshelfer

Da es keine genauen gesetzlichen Vorgaben gibt, legen Sie in der Gefährdungsbeurteilung fest, wie viele Evakuierungshelfer notwendig sind. Beziehen Sie dabei immer die konkrete Gebäudesituation mit ein (Etagen) sowie die Mobilität der Arbeitnehmer und der Besucher.

Wer soll eine Evakuierung leiten?

Bilden Sie ein Team aus Personen, die Räumlichkeiten, betriebliche Strukturen und Abläufe genau kennen. So treffen diese im Ernstfall schnell die richtigen Entscheidungen und können die Feuerwehr einweisen. Dieses Leitungsteam organisiert wiederum ein Team an Evakuierungshelfern, falls nötig, ergänzt um Stockwerksbeauftragte, die auf ihrer Etage die Evakuierung leiten.

Wo wird evakuiert?

Nicht immer ist es sinnvoll, gleich einen ganzen Betrieb zu evakuieren. Der Evakuierungsplan muss also Aussagen darüber treffen, bei welchen Vorfällen welche Betriebsteile evakuiert werden. Dies wird man z. B. bei einem kleinen Brand im Büro anders beurteilen als bei einem Brand im Gefahrstofflager mit explosiven Stoffen.

Wie wird evakuiert?

Evakuierungshelfer leisten üblicherweise Hilfe zur Selbstrettung. Im besonderen Fokus stehen Personen, die diese Selbstrettungsfähigkeiten nicht oder nicht vollständig besitzen, z. B. Rollstuhlfahrer. Hier wissen die zuständigen Evakuierungshelfer, in welchen Gebäudeteilen diese Personen sich aufhalten und wer die Verantwortung hat, diese bei den Evakuierungsmaßnahmen zu unterstützen.

Beispiel Brand

Brandschutzhelfer führen die Personen, die evakuiert werden müssen, an die zuvor festgelegte Sammelstelle, unterstützen ortsunkundige Personen sowie jene mit eingeschränkter Mobilität und sind erste Ansprechpartner für die Feuerwehr.

Wie Sie Ihren Evakuierungsplan testen

Am besten, Sie erproben Ihren Evakuierungsplan in Räumungsübungen. Diese Übungen können z. B. als Vollräumung, Teilräumung oder nur als „Durchspielen“ durchgeführt werden. Analysieren Sie das tatsächliche Verhalten von Personen im Verhältnis zu den Annahmen, die das Evakuierungskonzept trifft.

Eine wichtige Kennzahl für die Beurteilung Ihres Plans ist die Vollständigkeit: Haben alle Personen den Alarm gehört und haben auch alle darauf reagiert (Akzeptanz)? Wenn es hier Defizite gibt, müssen Sie den Plan unbedingt verbessern!

Ihr Fragebogen zur Manöverkritik nach einer Übung:

  • Wo gab es offensichtliche Abweichungen vom Evakuierungsplan?
  • Haben Mitarbeiter die naheliegenden, besten Fluchtwege ausgewählt oder andere?
  • Waren alle Fluchtwege frei und ausreichend bemessen?
  • Haben alle den Alarm gehört?
  • Waren alle motiviert, an der Übung teilzunehmen?
  • Gab es bei den Evakuierungshelfern Unsicherheiten über die eigenen Aufgaben?
  • Haben die Evakuierten Fragen gestellt, auf die die Evakuierungshelfer keine Antwort hatten?
  • Haben sich alle zügig zu den Sammelstellen bewegt und waren dort nicht gefährdet (z. B. durch Verkehr)?
  • Wie war die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Polizei?
  • Gab es im Verlauf der Evakuierung gefährliche Situationen (Fast-Unfälle)?
  • Gibt es aus der Erfahrung heraus Verbesserungsvorschläge für das Evakuierungskonzept / welche?

Führen Sie diese Angaben mit den Eindrücken der Evakuierungsleitung zusammen und erstellen Sie aus den Ergebnissen einen Bericht für die Geschäftsleitung.

Autor*in: Markus Horn