05.09.2023

So schätzen Sie die Risiken durch Mensch-Roboter-Kollaboration sicher ein

Kollaboratives Arbeiten von Mensch und Roboter ist in der Industrie mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Wenn Sie die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter sicher und unfallfrei gestalten wollen, müssen Sie einige Punkte berücksichtigen. Lesen Sie jetzt, wie Sie die Risiken der Mensch-Roboter-Kollaboration einschätzen und wie Sie sie durch wirksame Schutzkonzepte eingrenzen können.

Kollaboratives Arbeiten

Kollaboratives Arbeiten von Mensch und Roboter bezeichnet den Umstand, dass Roboter mit den Menschen im gleichen Arbeitsraum ohne Trennung zusammenarbeiten. Bei solchen Mensch-Roboter-Kollaborationen, wie sie beispielsweise bei Verpackungsvorgängen vorkommen, gibt es mehr Risiken als bei den sehr großen Robotern, wie sie etwa in der Automobilindustrie eingesetzt werden. Denn die Bereiche, in denen dort Roboter schmieden, hämmern, falzen, stanzen, schweißen, schneiden sind meist strikt von den Bereichen getrennt, in denen Menschen arbeiten. Hohe Gitter, stabile Metallzäune und Lichtschranken sorgen dafür, dass sich Mensch und Roboter nie in die Quere kommen können.

Ganz anders sieht es eben bei den „kleinen“ Robotern aus, die mit den Beschäftigten kollaborativ in in den gleichen Produktionsprozessen am gleichen Ort arbeiten.

 

Wie sicher ist es, wenn der Roboter gleich nebenan arbeitet?

Unternehmen, die Roboter mit Greifern oder anderen Werkzeugen ausstatten und die Programmierung übernehmen, fallen nach der Maschinenrichtlinie (MRL) unter die Hersteller und müssen deren Pflichten erfüllen. Dazu gehört die Erstellung einer Risikobeurteilung, die die Risiken des voll ausgestatteten und einsatzfähigen Roboters inkl. Sicherheits- und Schutzeinrichtungen und ggf. des Transports einordnet. Zur Vermeidung/Beseitigung von Risiken müssen nicht nur die bestimmungsgemäßen Verwendungen, sondern auch Fehlanwendungen durch Bedienpersonen berücksichtigt werden.

Wesentliche Gefährdungen im Umgang mit z.B. Verpackungsrobotern sind Quetschen, Stoßen, Scheren, Schneiden und Stechen.

Für die Einschätzung drohender Gefahren muss einerseits die mögliche Verletzungsschwere und andererseits die Eintrittswahrscheinlichkeit betrachtet werden.

 

So wird die Verletzungsschwere abgeschätzt

Die Verletzungsschwere lässt sich durch die Beurteilung der auftretenden Kräfte und Geschwindigkeiten, der Art der Bewegung bzw. möglicher Einwirkungen und der Form der Bauteile abschätzen:

  • einwirkende Kraft in Abhängigkeit von Masse und Geschwindigkeit
  • einwirkender Druck in Abhängigkeit von Formen, Flächen und Kräften
  • Art der Einwirkung (z.B. Quetschen, Stoßen oder Scheren)
  • möglicherweise betroffene Körperteile

Die Folgen können reversible und irreversible Verletzungen mit und ohne Todesfolge sein.

 

Eintrittswahrscheinlichkeit und Folgen

Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird aus einem Risiko bzw. einer Gefährdung eine Verletzung? Die Eintrittswahrscheinlichkeit hängt zunächst von den konstruktiven Merkmalen des Roboters ab. Dazu können Szenarien wie ein unkontrollierter Anlauf nach Stand-by oder Ausfälle von Sicherheitseinrichtungen entwickelt und bewertet werden.

Die Wahrscheinlichkeit des Eintritts hängt aber auch von der Exposition der Beschäftigten ab:

  • Wegen ergänzender Tätigkeiten oder Handreichungen ist evtl. eine dauerhafte Anwesenheit im Gefahrenbereich nötig.
  • Eine häufige und kurzzeitige Anwesenheit ergibt sich etwa beim Nachlegen von Packmitteln oder bei der Beseitigung von Produktstau.
  • Maßnahmen wie Einrichten, Prüfen und Einweisen bzw. Tätigkeiten zur Instandhaltung kommen selten vor und können einen kurzzeitigen, aber auch längerfristigen Aufenthalt zur Folge haben.
  • Reinigungsarbeiten können sowohl häufige bis gelegentliche als auch kurzzeitige bis längerfristige Anwesenheit erfordern.

Bei der Exposition gilt: Sofern die Person die Gefahr erkennen kann, die Geschwindigkeit gering und die Bewegungsrichtung vorhersehbar ist, kann die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Verletzung als gering angenommen werden.

Weitere Infos, u.a. wie Sie die Risiken des kollaborativen Arbeitens durch wirksame Schutzkonzepte eingrenzen können, und den zusätzlichen Download „Kollaboration: Einflussfaktoren bei Schutzkonzepten für den Umgang mit Verpackungsrobotern“ finden Sie als Abonnent von „Arbeitsschutz-Profi AKTUELL“ unter www.arbeitsschutz-aktuell.com/downloads/.

 

Diese aktuelle Ausgabe können Sie jetzt auch hier als kostenloses Probeheft anfordern.

Autor*in: Markus Horn