Mobbing im Betrieb: diese acht Maßnahmen helfen laut BMAS-Forschungsbericht
Wie kann Mobbing in der Arbeitswelt sinnvoll definiert werden? Wie verbreitet ist dieses Phänomen und welche Faktoren begünstigen es? Mit diesen Fragen beauftragte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) das Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health der Universität Leipzig in Kooperation mit der Technischen Universität Dresden.
Zuletzt aktualisiert am: 30. Juni 2025

Das Ergebnis ist die aktuell veröffentlichte Auswertung „Repräsentative Studie zum Thema Mobbing in der Arbeitswelt in der Bundesrepublik Deutschland“ auf der Basis von mehr als 5.000 befragten Führungskräften und Arbeitnehmern. Im Befragungszeitraum waren 6,5 % der Teilnehmergruppe von Mobbing betroffen, also jeder 15. Die Folgen für die Gesundheit der Betroffenen sind zum Teil erheblich. Die gute Nachricht: Es gibt wirksame Präventionsmaßnahmen.
Der Auftrag des BMAS an die Wissenschaftler beinhaltete drei Arbeitspakete:
- Das erste verlangte nach einer sinnvollen Definition von Mobbing auf der Basis einer Literaturrecherche.
- Das zweite war die Durchführung einer repräsentativen Befragung von Arbeitnehmenden und die wissenschaftliche Auswertung der Daten sowie qualitative Befragungen.
- Schließlich war zu ermitteln, ob es Hinweise gibt zu Faktoren, die Mobbing begünstigen, sowie zu Maßnahmen, die Mobbing präventiv verhindern können.
Mobbing ist keine Seltenheit
Mobbing ist im Arbeitskontext keine Randerscheinung, sondern ein relevantes Phänomen: Von den mehr als 5.000 Teilnehmenden waren im Zeitraum der Befragung 6,5 % davon betroffen.
Diese Relevanz verstärkt sich noch, wenn man zu den betrieblichen Tätern (also Arbeitskollegen und Führungskräfte) auch Mobbing von Kunden und Patienten berücksichtigt. 5,5 % der Befragten gaben an, davon betroffen zu sein.
In besonderer Weise waren dabei jüngere Frauen und Männer – und dies verstärkt dann, wenn sie sich in Ausbildung befanden. Ebenfalls signifikant häufiger betroffen als andere Gruppen waren Beschäftigte mit Migrationshintergrund sowie Personen, die in niedrige Einkommensklassen eingruppiert waren.
Risikofaktoren für Mobbing gibt es auf unterschiedlichsten Ebenen
Ein Risiko für Mobbing stellt mangelnde Führungskompetenz der Führungskräfte dar. Eine wichtige Stellschraube für Verbesserungen ist die Schulung der Sozialkompetenz von Führungskräften.
Ein hohes Risiko besteht auch in Arbeitsbereichen, in denen es häufigen Führungskräftewechsel gibt. Außerdem ist eine geringe Autonomie, bezogen auf Arbeitsmenge und Arbeitsinhalt, ein Risikofaktor. Auch wenn Organisationsstrukturen und -prozesse unklar oder Arbeitsziele ungenügend definiert sind, ist die Entstehung von Mobbing begünstigt.
Kriterien für Mobbing sollen bewusst unspezifisch bleiben und damit ein frühes Eingreifen ermöglichen
Die Wissenschaftler schließen aus ihrer Forschung, dass für den Mobbingbegriff häufig verwendete starre Kriterien, wie z.B. bestimmte Häufigkeiten oder eine festgelegte Mindestdauer der Betroffenheit von Mobbingmaßnahmen, hinderlich sein können für den praktischen Umgang mit dem Thema in den Betrieben. Dies verhindere, so die Wissenschaftler, ein möglichst frühes Intervenieren, um Langzeitschäden bei den Betroffenen zu vermeiden. Werden erst nach einer bestimmten Dauer Aktivitäten als Mobbing definiert, bedeutet dies in der Praxis häufig, dass die Opfer unnötig lange leiden müssen. Die Wissenschaftler sprechen sich deshalb explizit für unspezifische Kriterien wie „anhaltende Dauer“ oder „wiederkehrend“ aus, die ein frühzeitiges Intervenieren nicht verhindern.
Präventionsmaßnahmen gegen Mobbing:
- Analyse gefährdeter Arbeitsbereiche und Beschäftigungsgruppen
- Umsetzung psychischer Gefährdungsbeurteilungen
- Optimierung der Organisationsstrukturen
- Verbesserung der Führungskompetenzen
- Sensibilisierung der Beschäftigten
- Schaffung von Strukturen für Mobbingmanagement
- Schaffung und Etablierung von anonym kontaktierbaren Anlaufstellen
- Entwickeln und Etablieren von Verhaltensrichtlinien
- Bewusstsein und Aufmerksamkeit für alle Erscheinungsformen von Mobbing
- Schulungen und Weiterbildungen zum Thema Mobbing
- Konsequenzen für Personen, die Mobbing betreiben, kommunizieren und im Ernstfall umsetzen
In Interviews haben Führungskräfte und Mitarbeitende durch Beobachtung und Betroffene durch eigenes Erleben von Schwierigkeiten berichtet, sich juristisch zur Wehr zu setzen. Eine Hilfestellung, z.B. die Möglichkeit, kostenlos eine Rechtsberatung von einem Mobbingexperten zu erhalten, kann nach Meinung der Wissenschaftler ermutigen, dies zu tun.
Die Studie auf der Website des BMAS:
www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Forschungsberichte/fb-655-repraesentative-studie-mobbing-in-deutschland.html