01.06.2021

Gesundheitsmanagement mit der Balanced Scorecard

Arbeitsschutz, Gesundheitsförderung, Suchtprävention – angesichts demographischer Entwicklung und Globalisierung bei zunehmendem Wettbewerb verankern Sie es im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Sie machen es messbar am besten mit einer Balanced Scorecard.

Gesundheitsmanagement mit der Balanced Scorecard

Wieso sollten Sie in Ihrem Unternehmen Gesundheit managen?

Sie als zukunftsgerichteter Unternehmer werden selbstverständlich alles dafür tun, dass Ihre Mitarbeiter bei guter Gesundheit sind. Deswegen werden sie ein betriebliches Gesundheitsmanagement bei sich im Unternehmen eingeführt haben. Nicht nur, weil dies Ihrem Unternehmen zugutekommt. Sie wissen als Arbeitgeber aber auch: Ein betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen einzuführen und dauerhaft zu verankern, ist kein leichtes Unterfangen. Und ob sich dann die gewünschten Erfolge tatsächlich einstellen, ist keinesfalls sicher. Um Sie hier einer relativen Sicherheit aber wenigstens etwas näher zu bringen, haben kluge Menschen ein Mittel ersonnen: die Balanced Scorecard. Sie kann Ihnen dabei helfen, das betriebliche Gesundheitsmanagement in der Unternehmensstrategie zu verankern und die Erfolge messbar zu machen.

Was hat der demografische Wandel mit Ihrem Unternehmen zu tun?

Er ist nicht mehr aufzuhalten. Er wird auch in Ihrem Unternehmen dazu führen, dass die bestehende Belegschaft immer älter wird; selbst wenn es Ihnen gelingen sollte, laufend junge Mitarbeiter einzustellen. Mal ganz abgesehen von den Einschränkungen, die die Pandemie hier allzu großzügigen Zukunftsphantasien auferlegt: schon jetzt gibt es immer weniger Berufsanfänger. Laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) konnten im Jahr 2018 – also vor der Pandemie – 34 Prozent aller Unternehmen überhaupt keinen Azubi einstellen, 17.000 Betriebe erhielten nicht einmal eine Bewerbung für ausgeschriebene Stellen. Die Bundesagentur für Arbeit zählte im Jahr 2017 knapp 49.000 unbesetzte Ausbildungsplätze. Folge: die Belegschaft wird immer älter.

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… und was mit der Gesundheit?

Das höhere Alter wird sich tendenziell negativ auf die körperliche und geistige Fitness und damit die Leistungsfähigkeit Ihrer Mitarbeiter auswirken. Wussten Sie beispielsweise, dass es ab einem Alter von 30 Jahren bei fast allen Menschen zu Beeinträchtigungen der Gesundheit kommt wie:

  • körperliche Verschleißerscheinungen,
  • Zunahme chronischer Erkrankungen,
  • Abnahme der Lernfähigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit sowie des Arbeitstempos.

Sie werden also nicht um die Frage herumkommen, wie Sie älter werdende Mitarbeiter fit und leistungsfähig erhalten können. Dabei kommt es – anders als in der Vergangenheit – nicht nur auf die physische Leistungsfähigkeit, sondern verstärkt auch auf die psychische Gesundheit an. Zumal die psychischen Krankheiten haben in den letzten Jahren stark zugenommen.

Darauf muss sich auch Ihr Betrieb einstellen. Unter diesen Rahmenbedingungen bekommt Gesundheit einen anderen Stellenwert. Betriebe haben daher in den letzten Jahren damit begonnen, ihre Bemühungen zum Erhalt und zur Förderung der Mitarbeitergesundheit zu verstärken. Ihr Personalmanagements nimmt zunehmend ins Visier:

  • Arbeitsschutz,
  • Gesundheitsförderung und
  • Suchtprävention.

Diese Themen bündeln sie unter dem Dach des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Was bezweckt das betriebliche Gesundheitsmanagement?

Zweierlei:

  • gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen, die Motivation und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern und die Gesundheitssituation aller Beschäftigten insgesamt zu verbessern.
  • die Leistungsbereitschaft zu erhöhen und die negativen Konsequenzen von unvorteilhaften Arbeitsbedingungen und Krankheiten zu reduzieren.

Letzteres setzt klar definierte gesundheitspolitische Ziele voraus. Der Erfolg von eingeleiteten Maßnahmen muss nachweisbar sein. Und hier kommt die Balanced Scorecard ins Spiel.

Balanced Scorecard – noch ein Modell mit vielen Kennzahlen?

Jedenfalls nicht ausschließlich. Mit einer Balanced Scorecard können Sie vielmehr Ihre Unternehmenskennzahlen mit zukunftsorientierten Perspektiven verbinden; es ist also mehr ein komplexes Steuerungs- und Managementsystem. Ausgangspunkt für die Entwicklung dieses Instruments war die Erkenntnis, dass sich der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens heute nicht mehr nur durch finanzielle Ergebnisse beurteilen lässt.

Anders als viele herkömmliche Kennzahlensysteme betrachtet die Balanced Scorecard neben finanziellen Kennzahlen auch solche, die Leistungen in Bezug auf Kunden, Prozesse und Mitarbeiter mit langfristigem Erfolg verbinden. Folgende vier Perspektiven stehen dabei im Vordergrund, bei denen es nicht bleiben muss – es können auch mehr sein – und die nicht zwangsläufig für alle Unternehmen gleich sein müssen, nicht nur für das Gesamtunternehmen entworfen werden, sondern für einzelne Unternehmensbereiche – wie etwa den Vertrieb, das Personalwesen oder eben das betriebliche Gesundheitsmanagement. Die vier Perspektiven sind:

  • Die Finanzperspektive: sogar Ausgangspunkt für alle anderen Perspektiven, und jede für diese Perspektiven gewählte Kennzahl ist Teil einer Kette von Ursachen und Wirkungen. Diese soll insgesamt zu einer Verbesserung der finanziellen Leistung führen. Greifen Sie für die Finanzperspektive auf Ihre in Ihrem Unternehmen bereits verwendeten Finanzkennzahlen zurück.
  • Die Kundenperspektive: bildet die Sichtweise der Kunden auf Ihr Unternehmen ab. Demzufolge blickt diese Perspektive auf Kennzahlen wie:
    • Kundenzufriedenheit wie z. B. Anzahl Kundenreklamationen,
    • relative Position Ihres Unternehmens am Markt (z. B. Marktanteil) oder
    • Vertriebsaktivitäten (z. B. Anzahl Neukundenkontakte).
  • Die Prozessperspektive: mit ihrer Hilfe sollen Sie potenzielle Kundenwünsche erkennen und die innerbetrieblichen Prozesse bestmöglich auf die Kundenbefriedigung ausrichten können mit Kennzahlen zu:
    • Prozesszeiten,
    • Prozesskosten,
    • Ausschussraten oder
  • Die Lern- und Entwicklungsperspektive: Sie soll Ihnen verdeutlichen, wo Sie wie viel investieren sollten, um eine optimale Prozessabstimmung sicherzustellen. Nehmen Sie hierzu solche Kennzahlen auf, mit denen Sie das Betriebsklima und die Motivation operationalisieren können!

Und wo bleibt die Gesundheitsperspektive?

Genau, das wichtigste! Wir brauchen nur die Balanced Scorecard und das betriebliche Gesundheitsmanagement miteinander zu verbinden. Dafür liefert Ihnen das Gesundheitsmanagement die Inhalte für die Umsetzung und die Balanced Scorecard das erforderliche Instrumentarium.

Wie setzen Sie als Unternehmen ein Gesundheits-Balanced-Scorecard-Projekt um?

Relativ einfach. Dafür definieren Sie Ziele, in welchen Bereichen Ihr Unternehmen gut abschneiden soll. Anschließend bestimmen Sie hierfür die in Betracht kommenden Kennzahlen und Zielwerte.

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Beispiele für eine Gesundheits-Balanced-Scorecard
Beispiele für eine Gesundheits-Balanced-Scorecard

Gesundheitsmanagement mit den Unternehmenszielen verbinden

Dank den unterschiedlichen Blickwinkeln eignet sich die Balanced Scorecard gut dazu, das betriebliche Gesundheitsmanagement mit den Unternehmenszielen zu verbinden. Wahrscheinlich sind auch in Ihrem Unternehmen hierfür nur geringe Anpassungen erforderlich. Dennoch kann es von Vorteil sein, wenn Sie sich zunächst – in einem ersten Schritt – auf die interne Prozess- und die Lern- und Entwicklungsperspektive konzentrieren. Hier ist der Einfluss des betrieblichen Gesundheitsmanagements am größten. Das lehrt die Erfahrung.

Autor*in: Franz Höllriegel