22.09.2016

Leitungsgeführte Störleistung bei Verwendung einer Absorberzange

Bei Aussendungsmessungen wird – im Gegensatz zu Störfestigkeitsprüfungen – eine bestimmte Messgröße mittels eines Messverfahrens erfasst. Die hier betrachtete Messgröße ist die Störleistung (in dB(pW)) bei Verwendung einer Absorberzange, gemessen auf dem Kabel, das mit dem Stromversorgungsanschluss eines Prüflings verbunden ist.

Funkwellen

Verwendung einer Absorberzange im Frequenzbereich von 30 MHz bis 300 MHz

Diese Messgröße soll im Folgenden mit P bezeichnet werden. Das entsprechende Messverfahren ist in Kapitel 7.8 der Norm DIN EN 55016-2-2 (CISPR 16-2-2) beschrieben, detaillierte Spezifikationen der hierfür benötigten Messmittel sind in DIN EN 55016-1-1 (CISPR 16-1-1) für den Messempfänger und in DIN EN 55016-1-3 (CISPR 16-1-3) für die Absorberzange aufgeführt.

Die Messung der Störleistung mit der Absorberzange kann für kleinere Prüflinge, an die nur eine Leitung zum Anschluss an das Stromversorgungsnetz oder nur eine Leitung eines anderen Typs angeschlossen ist, als Alternative zu den Verfahren der Messung abgestrahlter Aussendungen herangezogen werden. Mithilfe des Absorberzangen-Messverfahrens wird die Störleistung unter Verwendung einer Absorberzange bestimmt.

Vorteile des Absorberzangen-Messverfahrens

Die Vorteile des Absorberzangen-Messverfahrens im Vergleich zur Messung abgestrahlter Aussendungen liegen hauptsächlich in der verringerten Messzeit und den verringerten Kosten für den Messplatz.

Grundlage des Absorberzangen-Messverfahrens ist die Beobachtung, dass die abgestrahlten Aussendungen von elektrisch kleinen Geräten in erster Linie Gleichtaktströmen zuzuschreiben sind, die z.B. auf dessen Netzanschlussleitung fließen. Das Störpotenzial eines Prüflings mit einer externen Leitung kann als die Leistung aufgefasst werden, die er in diese als abstrahlende Antenne wirkende Leitung einzuspeisen vermag. Man geht dabon aus, dass diese Leistung nahezu gleich derjenigen Leistung ist, die der Prüfling an die um die zu prüfende Leitung angeordnete Absorberzange an der Stelle abgibt, an der der gemessene Gleichtaktstrom seinen Höchstwert erreicht.

Zielstellung für die Unsicherheitsbetrachtung ist die Ermittlung der Unsicherheit im Zusammenhang mit der Messung dieser Messgröße. Dies entspricht dem Schritt 1 im grundsätzlichen Vorgehen bei solchen Betrachtungen.

In einem Schritt 2 sind diejenigen Einflussgrößen Xi zu identifizieren, die zur Messgröße beitragen und die Beziehung f zwischen den Einflussgrößen und der Messgröße aufzustellen.

Weitere Schritte und detaillierte Informationen zum konkreten Vorgehen gibt Ihnen unser Experte Bernd Jäkel im Praxismodul „Elektromagnetische Verträglichkeit“.

Autor*in: Bernd Jäkel (Dr. Bernd Jäkel ist als Technischer Leiter des EMV-Zentrums der Siemens AG, Digital Factory, tätig.)