17.06.2022

Das kleine 1×1 der Energiedatenerfassung

Der Beitrag möchte denjenigen Orientierung bieten, die neu in dem Thema Energiedatenerfassung sind oder eine systematische Datenerfassung in ihrem Unternehmen von Grund auf neu aufsetzen müssen.

Energiedatenerfassung

Unter Energiedatenerfassung versteht man die Überprüfung und Erfassung aller energetischen Daten in einem Unternehmen.

Warum Energiedaten erfassen?

Eine systematische Energiedatenerfassung hilft Ihnen im Energiemanagement (egal ob mit oder ohne Managementsystem) enorm weiter. Sie können damit

  • Ihren Energieverbrauch überprüfen
  • Abweichungen vom Normalbetrieb identifizieren.
  • Ihren Energiebedarf verbrauchbedarfsgerecht prognostizieren
  • Optimierungsmöglichkeiten durch weitergehende Analysen identifizieren
  • die Wirkung von umgesetzten Maßnahmen kontrollieren
  • energetische Schwerpunkte in Ihrem Unternehmen erkennen
  • Ihren Energiekosten Kostenstellen zuordnen
  • Unternehmen mit einem Energiemanagementsystem müssen durch eine kluge Datenerfassung die Tätigkeiten Ihrer Organisation, welche die energiebezogene Leistung im Wesentlichen bestimmen, überwachen.

Bei der Energiedatenerfassung tragen Sie eben jene Daten zusammen, die Ihnen bei der Ermittlung dieser Punkte helfen.

Was erfassen? Energiedaten können sein:

  • allgemeine Unternehmensdaten: Mitarbeiterzahl, Branche, Umsatz usw.
  • Energiebezug: Energieträger, erfasst nach Leistungsgang und Preis
  • Energieinfrastruktur: Anlagen zur Erzeugung, Umwandlung, Verteilung und Speicherung von Energie (Leistung und Verbrauch, Betriebsweise und -zeiten, Steuerung und Messmöglichkeiten)
  • Energieverbraucher: gebäude-, produktions- und betriebstechnische Anlagen (Leistungsbedarf und Grenzwerte, Auslastung, Produktionsmenge)
  • Energierückgewinnung: Abwärmeströme (Art und Menge, Temperatur- und Druckniveau)

Hinweis: Was sind wichtige Daten in Ihrem Unternehmen?

Welche Energiedaten wann und wie oft erfasst werden, ist keine banale Frage. Meist entwickelt sich die Energiedatenerfassung im Zeitverlauf kontinuierlich weiter und verästelt sich in immer mehr Details. Beherzigen Sie bei der Planung Ihrer Energiedatenerfassung am besten den Grundsatz: „Vom Groben zum Feinen“. Es ist nicht wirtschaftlich, Tausende von Energiedaten zu erfassen, welche auf einem (Server-)Datenfriedhof gesammelt, aber nicht vernünftig ausgewertet werden. Bedenken Sie auch, dass eine höhere Messgenauigkeit auch immer mit höheren Kosten einhergeht. Fragen Sie sich immer: Welche Daten brauche ich wirklich, um Erkenntnis x zu erreichen? In entsprechenden Messkonzepten halten Sie die Antwort auf diese Frage fest und planen die Energiedatenerfassung systematisch.

Mehr zu Messkonzepten lesen Sie in diesem Beitrag

Wie erfassen? Die Messverfahren

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen temporären und stationären Messmethoden. Bei stationären Verfahren meinen wir Zähler, die, fest installiert, dauerhaft einen Energieverbrauch messen. Die bekanntesten stationären Messungen sind die Eingangsmessungen des Netzbetreibers, bzw. des zuständigen Messstellenbetreibers.

Oft bietet es sich neben stationären Messungen an, kurzzeitige Messungen einzusetzen, um einen Verbraucher in seinem Verbrauch einordnen zu können – etwa für noch unentschlossene Betriebe, aber auch an Stellen, die schlicht keine dauerhafte Messung erfordern.

Temporäre Messungen umfassen längst mehr als nur einfache Datenlogger, die per USB-Anschluss oder Speicherkarte ausgelesen werden können und über einen gewissen Zeitraum Daten sammeln. Komplexe Messsysteme ermöglichen die zeitgleiche Erfassung unterschiedlicher Medien und darüber hinaus die Bereitstellung der gesammelten Daten über Online-Portale oder auch die direkte Übertragung in angebundene Energiemanagement-Software-Lösungen. Besonderen Charme haben temporäre Messungen, wenn nicht direkt in den Medienfluss eingegriffen wird, bzw. keine Rohrtrennung oder Anlagenabschaltung notwendig ist.

Tipp: Messkoffer

Insbesondere für beratend tätige Betriebe, aber natürlich auch für Organisationen, die nicht den Bedarf einer stationären Messung sehen, empfiehlt sich die Anschaffung sogenannter „Messkoffer“. Diese Systeme sind meist in der Lage, mehrere Messungen parallel aufzuzeichnen (was für eine belastbare Verbrauchsaussage in der Praxis meist unerlässlich ist) und verfügen in der Regel auch über moderne Kommunikationsmöglichkeiten – sei es Datenübertragung per GSM-Versand, Ethernet-Anschluss oder auch digitale Speicherkarten.

In einigen Fällen steht hinter der Messausrüstung ein Online-Portal, in das die Energiedaten übertragen und visualisiert werden. Oder es besteht die Option, temporär aufgezeichnete Daten in die standorteigene Energiemanagement-Software importieren zu lassen. Die Möglichkeiten der modernen IT-Kommunikation eröffnen hier viele Wege.

Egal ob mit oder ohne Energiemanagementsystem: Zu Beginn sollte die Energiedatenerfassung vor allem dazu dienen, die Energieflüsse in Ihrem Unternehmen nachvollziehen und nachweisen zu können. Dabei sind ggf. auch die betrieblichen Organisationsstrukturen zu berücksichtigen.

Optimierung der Energiedatenerfassung

Oft lesen Unternehmen nur die Zähler des Versorgers ab, und selbst wenn betriebsinterne Unterzähler existieren, bleiben deren Daten ungenutzt. Besser geht es mit einem Energiemonitoringsystem. Dieses fasst die energierelevanten Daten eines Unternehmens in einer Datenbank zusammen und stellt sie für ein sinnvolles Energiecontrolling bereit. Hier werden die Verbrauchsdaten für die einzelnen Energieformen (Strom, Wärme, Kälte) erfasst und den innerbetrieblichen Prozessen zugeordnet. Wichtige Auswertungsinstrumente sind Rechnungen und Lieferscheine, vor allem aber Strom-, Wärme-, Gas- und Wasserzähler.

Software erleichtert hier vieles. Geeignete Erfassungssoftware bereitet Zählerdaten unabhängig vom Hersteller auf. Das Controlling wird so erleichtert, Energiekosten werden identifiziert und bestimmten Kostenstellen zugeordnet.

Autor*innen: Susanne Niemuth-Engelmann, WEKA Redaktion