Steigendes Auftragsvolumen stellt Lieferketten vor Probleme
Nach der Pandemie ist vor der Herausforderung. Vor allem der B2B-Handel sieht sich bei steigenden Volumina vor neue Probleme gestellt. Sorgen bereitet die Verschlechterung der Cashflow-Position in den letzten sechs Monaten. Doch sieht man auch bereits Licht am Ende des Tunnels.

Index of Global Trade Health
Der B2B-Handel wuchs im ersten Quartal 2021 um zehn Prozent. Der Anstieg des Auftragsvolumens stellt die Lieferanten nach einem Jahr intensiver Störungen vor neue Herausforderungen. Das zeigen aktuelle Transaktionsdaten von Tradeshift.
Laut dessen „Index of Global Trade Health“ ist das Auftragsvolumen im ersten Quartal um 16,9 Prozent gestiegen. Jeder fünfte Lieferant macht sich demnach Sorgen, ob er mit der Nachfrage Schritt halten kann. Die Belastung der Lieferketten spitzt sich bei den Herstellern besonders zu. Die Auftragsvolumina in diesem Sektor stiegen im März um 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die Rechnungsvolumina wuchsen im selben Zeitraum nur um 20 Prozent.
Verschlechterung der Cashflow-Position
Damit zeichnet sich ein Delta zwischen Aufträgen und Rechnungen ab. Das Betriebskapital fließt nicht an die Lieferanten, um den plötzlichen Anstieg der Kundennachfrage zu unterstützen. Eine Umfrage von Tradeshift unter Lieferanten ergab, dass fast ein Drittel der Befragten in den letzten sechs Monaten eine Verschlechterung ihrer Cashflow-Position festgestellt hat. Bei fast der Hälfte habe die Zahl der verspäteten Kundenzahlungen seit Anfang des Jahres zugenommen.
Digitalisierung von Einkauf und Rechnungsbearbeitung
Tradeshift mit Hauptsitz in San Francisco ist bei E-Invoicing und Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung sowie im Bereich B2B-Marktplätze und Zugang zu Lieferantenfinanzierung tätig. Seine Plattform in der Cloud unterstützt Einkäufer und Lieferanten, den Einkauf und die Rechnungsbearbeitung zu digitalisieren sowie die Arbeitsabläufe in Beschaffung und der Kreditorenbuchhaltung zu automatisieren und schnell zu skalieren.
Das Tradeshift-Netzwerk umfasst eine schnell wachsende Gemeinschaft von Einkäufern und Lieferanten in mehr als 190 Ländern. Viele der weltweit größten Einkäufer und ihre Lieferanten nutzen die Handelstechnologie-Plattform von Tradeshift, um digitalisierte Einkaufs- und Rechnungsdaten auszutauschen. Der Index analysiert anonymisierte Transaktionsdaten, die über die Plattform fließen. Er gibt einen zeitnahen Überblick darüber, wie sich externe Ereignisse auf den Business-to-Business-Handel auswirken. Zusätzliche Umfragen und Kundeninterviews ergänzen den Report.
Hundert Meilen pro Stunde
Laut Tradeshift- CEO Christian Lanng ist die Lieferkettenaktivität derzeit auf ein Tempo von hundert Meilen pro Stunde eingestellt. Viele Zulieferer seien von den Ereignissen des vergangenen Jahres angeschlagen zurückgeblieben.
Lanng: „Jetzt sollen sie einen Marathon laufen, ohne Treibstoff im Tank zu haben.“Es sei kein Wunder, dass sich Risse zeigen, besonders im verarbeitenden Gewerbe.
Jüngste Daten von Marktforscher IHS Markit deuten darauf hin, dass die Fabriken in den Kernländern der Eurozone 2021 mit einem Rekordtempo gelaufen sind. Die Analyse von Tradeshift zeigt, dass das gesamte Transaktionsvolumen in den Lieferketten in der EU-Region im ersten Quartal um 14,5 Prozent anstieg. Die Transaktionsvolumina in den USA waren im vierten Quartal um 29 Prozent gestiegen. Iim ersten Quartal fielen sie demnach mit einem Anstieg von 10,2 Prozent wieder auf den globalen Durchschnitt zurück.
Rückgang in Großbritannien
In Großbritannien sind die Transaktionsvolumina Tradeshift zufolge seit der Pandemie deutlich zurückgegangen. Es gebe Anzeichen dafür, dass die Handelsaktivität eine Wende nehmen könnte. Ein Anstieg des Transaktionsvolumens um sechs Prozent in den ersten drei Monaten 2021 brachte die Lieferkettenaktivität auf das Niveau vor der Pandemie Anfang 2020.
„Vor einem Jahr hat Covid die globalen Lieferketten in Aufruhr versetzt. Heute sorgt der Erholungsansturm für weitere Unterbrechungen,“ so Lanng.Die fehlende Transparenz in den Lieferketten mache sie anfällig für Volatilität. Die Digitalisierung ermögliche Unternehmen widerstandsfähigere, kollaborative Lieferketten aufzubauen.
Lanng: „Es gilt nicht nur die Transparenz entlang der Lieferkette für den Einkäufer zu verbessern, sondern vor allem Systeme einzusetzen, die auch Lieferanten unterstützen und Wert für Einkäufer und Lieferant schaffen.“