Starker Franken – KMU aus der Schweiz kaufen in Europa ein
Alle reden über Handelskonflikte, Brexit, abkühlende Konjunktur – kleine und mittlere Unternehmen der Schweiz nicht. Grund: ein starker Franken. Allerdings: der Gewinn einiger Betriebe leidet. Das hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Beschaffung, wie ein Umfrage unter KMU ergab.

Europäische Handelspartner in der Schweiz wichtiger
Schweizerische Unternehmen kaufen verstärkt bei europäischen Lieferanten ein. Grund sind die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Brexit bis Handelskonflikt USA-China. Falls sich die Ausrichtung des Einkaufs verändert, dann gewinnen vor allem europäische Handelspartner an Bedeutung (26,5 Prozent).
Das hat eine Online-Umfrage des Betreibers von Online-Marktplätzen Visable zum Jahreswechsel 2019/20 unter gut 80 KMUs zur wirtschaftlichen Lage ergeben, über die „organisator.ch“ berichtet. Zu Visable gehören u.a. der B2B-Marktplatz „Wer liefert was“ und die europäische B2B-Plattform „Europages“ mit einer Reichweite von den Angaben zufolge monatlich über 3,7 Millionen B2B-Einkäufern.
Das Unternehmen beschäftigt eigenen Angaben zufolge derzeit über 360 Mitarbeiter an den Standorten Hamburg, Berlin und Paris. Das Unternehmen hat 2019 laut einer Pressemitteilung mit einem profitablen Rekordumsatz von rund 55 Millionen Euro und einem Wachstum von rund zehn Prozent abgeschlossen.
Einkauf in China und USA
Der Umfrage zufolge kaufen andere Unternehmen vermehrt in China ein (10,8 Prozent) oder in den USA (4,8 Prozent). Wieder andere KMU seien der Ansicht, dass die Märkte in China und USA an Bedeutung verlieren, allerdings China für nur 3,6 Prozent der befragten Unternehmen. Der US-Markt verliere demgegenüber tatsächlich an Boden für 7,2 Prozent der Unternehmen.
„Einige Unternehmen können aus dem Handelskonflikt Profit schlagen, indem sie in die Bresche springen und den Handel mit den USA oder China punktuell verstärken“, erklärt Peter F. Schmid, CEO von Visable.
China sei als Handelspartner derzeit etwas wichtiger. Das habe mit seiner Eigenschaft als Niedriglohnland zu tun, aber auch mit dem Handelsabkommen mit der Schweiz.
„Doch die USA könnten später nachziehen, wenn sich neue Perspektiven durch das vorgesehene Handelsabkommen ergeben“, ergänzt Schmid.
Starker Franken: für Umsatz weniger bedeutend, für Gewinn mehr
Zwei Drittel (62,6 Prozent) der Unternehmen spüren keine Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheiten. Der erneut stärkere Franken habe auf Auftragslage und Umsatz der Schweizer KMUs wenig Einfluss. Allerdings verzeichneten 24,1 Prozent der Unternehmen einen Rückgang des Gewinns, erklärt Schmid. Unter dem starken Franken litten die exportorientierten Unternehmen.
Die Schweizer Preise würden für das Ausland teurer. Das setze die Schweizer Unternehmen einem Preisdruck aus. Müssten die Preise gesenkt werden, schwinde die Gewinnmarge. Ein Viertel der Unternehmen reagiere wegen des schwierigeren wirtschaftlichen Umfeldes mit Investitions-Rückgang oder Investitions-Stopp. Schmid: „Und ein weiteres Viertel schreibt keine neuen Stellen mehr aus.“
Handelskonflikte USA-China und USA-Europa
Ein starker Franken habe für einige Unternehmen also spürbare Konsequenzen. Anders die Folgen des Handelskonfliktes USA-China und USA-Europa. Sie seien weit weniger dramatisch. Nur 19,3 Prozent der Unternehmen verträten der Ansicht, dass der Handelskonflikt für ihr Unternehmen negative Auswirkungen habe. Der Konflikt habe für eine Mehrheit von 67,5 Prozent keine negativen Folgen.
Brexit und die Schweiz
Der bevorstehende Brexit ist indes für Schweizer KMUs so gut wie ohne Bedeutung. Drei Viertel der Unternehmen (75,9 Prozent) sehen den Ausstieg Großbritanniens aus der EU so.
„England ist als Handelspartner für die Schweiz weit weniger wichtig als Deutschland, USA, Italien, Frankreich oder China“, so Schmid.
Wegen der schwachen Handelsbilanz mit England seien die wirtschaftlichen Folgen des Brexits vergleichsweise gering. Allgemein sei über die Hälfte der befragten Unternehmen (53,7 Prozent) trotz den wachsenden wirtschaftlichen Herausforderungen der Ansicht, dass die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Konkurrenz gleich geblieben ist. Immerhin 18,3 Prozent der KMUs hätten aber mit einer schwierigeren Konkurrenzsituation zu kämpfen. Demgegenüber habe für 14,6 Prozent der Konkurrenzdruck sogar abgenommen.