02.01.2019

Nach Flaute: Hamburger Hafen hat wieder Oberwasser

Deutschlands Tor zur Welt: Lange hatte der Hamburger Hafen gegen Wirtschaftskrise und Probleme bei der Elbvertiefung zu kämpfen. Doch vor Weihnachten mehrten sich die Anzeichen, dass die Wende nun gelingen könnte. Jetzt will man an Mitbewerber Antwerpen vorbeiziehen.

Elbvertiefung und Kooperationsabkommen mit russischem Partner: Der Hamburger Hafen hat die Weichen auf Zukunft gestellt.

2016 – ein trübes Jahr für den Hamburger Hafen

2016 zeigte sich der Himmel über dem Hamburger Hafen grau und diesig – Schietwetter eben, wie der Hamburger sagt. Und so sah auch die Zukunft des Hafens aus. Zwar hatte der größte deutsche Hafen schon einige Weichen für neues Wachstum gestellt – doch das ließ auf sich warten, wie die „WirtschaftsWoche“ damals unter Berufung auf die Marketinggesellschaft des Hafens berichtete. Nach der Schlagzeile „Hamburger Hafen hat wieder Oberwasser“ sah es im Jahr 2016 wahrlich nicht aus.

Damals hoffte die Hamburger Hafenwirtschaft auf die Elbvertiefung und steigende Ölpreise. Beides traf erst einmal nicht in erhofftem Maße ein. Der Hamburger Hafen wollte einfach nicht wachsen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2016 bewegten sich die Umschlagzahlen weitgehend auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

„Wenn wir den Umschlag des Vorjahres erreichen, dann sind wir zufrieden“,

zitierte damals das Wirtschaftsmagazin die beiden Vorstände der Gesellschaft, Ingo Egloff und Axel Mattern. Der gesamte Güterumschlag erhöhte sich in den ersten neun Monaten 2016 lediglich um 0,3 Prozent auf 105 Millionen Tonnen, der wichtige Containerumschlag ging sogar um 0,1 Prozent auf 6,7 Millionen Standardcontainer (TEU) zurück.

2018 – der Hamburger Hafen wittert Morgenluft

Zwei Jahre später sieht es so aus, als ob der Hafen wieder Oberwasser bekommen würde. Ende Oktober 2018 fiel der Startschuss für die Elbvertiefung. Sie soll die seeseitige Erreichbarkeit des Hafens deutlich verbessern. Zudem wurden, wie die „Deutsche Verkehrszeitung“ berichtet, zwei Kooperationsabkommen zum Ausbau der Schienenverbindungen in Richtung Russland unterzeichnet.

Zentraler Partner dabei ist Transcontainer, dem Bericht zufolge größter Anbieter von Kombiniertem Verkehr (KV) und Schienenlogistiker Russlands. An dem Unternehmen ist die russische Staatsbahn RZD zu 50 Prozent beteiligt. Transcontainer ist der Hamburger Vermarktungsorganisation Hafen Hamburg Marketing (HHM) beigetreten und wird künftig noch enger mit der Metrans zusammenarbeiten – Metrans wiederum ist eine Tochter der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA).

Kooperationen Transcontainer und Metrans

Die Details der Kooperationen sollen noch ausgearbeitet werden. Insgesamt möchte man die Netze der beiden Unternehmen miteinander verknüpfen, sagte Metrans-Chef Peter Kiss bei einem exklusiven Pressegespräch mit der DVZ. Die beiden Unternehmen würden zwar schon seit Jahren gemeinsam Transporte in Osteuropa, Russland und bis nach China anbieten –

„Die Vereinbarung gibt uns aber die Möglichkeit, die Transporte weiterzuentwickeln“, so Kiss.

Die Partner könnten zudem die Assets des jeweils anderen nutzen. Transcontainer verfügt den Angaben zufolge über eine Flotte von gut 24.000 Waggons und 67.000 Containern, betreibt außerdem 42 Umschlagterminals. Das Terminal im slowakischen Dobra wird auch von Metrans angebunden. Die HHLA-Tochter ist im osteuropäischen Hinterland mit fünf Terminals vertreten.

Schienenverkehre zwischen Asien und Europa

Von dem Beitritt zu HHM erhofft sich Transcontainer einen Ausbau seiner Aktivitäten in Europa. Dort ist das Unternehmen seit elf Jahren tätig; unter anderem verfügt es über Verkaufsbüros in Wien, Berlin und Frankfurt. Für die weitere Entwicklung der Schienenverkehre zwischen Asien und Europa müsse man Containerströme ausgewogener gestalten. Derzeit würden zwei Zügen aus Asien nur einer aus Europa gegenüberstehen.

Hamburg will Antwerpen überholen

Der Senat der Hansestadt begrüßte das Vorhaben. Er will Hamburg wieder zum zweitgrößten Containerumschlagplatz in Europa machen – vor Antwerpen, nach Rotterdam. Die Russlandverkehre seien für Hamburg von besonderer Bedeutung. Die Wirtschaftskraft Hamburgs hänge davon ab, dass es Warendrehscheibe von und nach Osteuropa sowie Russland bleibe.

Von der Vereinbarung mit Transcontainer erhofft man sich neben der Zunahme der Containerverkehre auch die von Bulk-Gütern, wie beispielsweise Getreide.

„Während Hamburg nach Osten schaut, blickt Transcontainer in Richtung Westen“,

zitiert der DVZ-Bericht Transcontainer-CEO Vyacheslav Saraev.

„Unsere Strategie ist, über Russland hinaus neue Märkte zu erschließen“, so der Manager.
Autor*in: Friedrich Oehlerking (Freier Journalist und Experte für Einkauf, Logistik und Transport)