13.03.2017

Lieferantenmanagement: Digitalisierung im Fokus

Mehr als die Hälfte (57 %) der Unternehmen lässt Potenziale im Lieferantenmanagement ungenutzt. Grund: Sie haben keine oder keine adäquaten Technologien im Einsatz. So eines der Kernergebnisse des „Global SRM Maturity Reports 2017“ von Pool4Tool. Das Supplier Relationship Management (SRM) ist jedoch abhängig vom Technologieeinsatz.

Studie Global SRM Maturity Reports 2017

Digitalisierung des Lieferantenmanagements lässt noch zu wünschen übrig

Diese Unternehmen tauschen keine Informationen mit ihren Lieferanten aus, z.B. via Lieferantenportal. Auch setzen sie keine echten kollaborativen Prozesse mit ihren Lieferanten um, etwa in den Bereichen Forecasting & Planning (z.B. VMI, Kanban).

Zudem hat über ein Drittel (38 %) der Unternehmen keine zentrale SRM-Lieferantendatenbank im Einsatz. Der Mangel an adäquater Technologie betrifft interessanterweise Unternehmen jeder Größe. Er ist aber bei jenen im mittleren Bereich (50 bis 500 Mio. Dollar Umsatz) am stärksten ausgeprägt.

Aktueller Reifegrad des Supplier Relationship Managements (SRM)

An der Umfrage beteiligten sich 222 Entscheidungsträger im Einkauf aus aller Welt. Die Untersuchung zeigt, dass ein Großteil der Unternehmen Nachholbedarf im Bereich der Digitalisierung ihrer Strategien hat.

Der Report bietet aktuelle Einblicke in den Reifegrad des SRM in Einkaufsorganisationen jeder Größe und jedes Industriezweigs.

Die Digitalisierung im Einkauf schreitet rasant voran. Sie steht vor größeren Umbrüchen denn je. Kognitive Technologien wie künstliche Intelligenz oder Digital Assistants könnten schon bald die Arbeitsabläufe revolutionieren – sie stehen bereits in den Startlöchern. Wer hier selbst die Grundlagen der Digitalisierung in Einkauf und SRM weiterhin stiefmütterlich behandelt, wird mittelfristig große Probleme bekommen.

Lieferantenmanagement: Moderne Möglichkeiten zu wenig ausgeschöpft

„Nur ein kleiner Teil der Unternehmen schöpft seine Möglichkeiten im Supplier Relationship Management (SRM) aus und verschafft sich so einen Vorteil im internationalen Wettbewerb“,

sagt Bertrand Maltaverne, Senior Business Consultant bei Pool4Tool und Autor des Reports. Die restlichen Unternehmen werden Maltavernes Ansicht nach hier nachziehen müssen, wenn sie zukunftsfähig bleiben wollen.

Selbst wenn die SRM-Praktiken der Unternehmen in Bezug auf Mitarbeiter und Prozesse ausgereift sind, ohne digitale Unterstützung scheitern die Unternehmen an ihrer Umsetzung. Der Verzicht auf End-to-End-Technologien wirkt sich auf viele entscheidende Bereiche im Lieferantenmanagement aus. Insbesondere ist kein vollständiger, globaler Blick auf die Lieferantenbasis möglich samt wichtiger Aspekte wie Finanzrisiko, Supply-Chain-Risiko und Corporate Social Responsibility.

Selbst globale Category-Management-Konzepte kann der Einkauf so nicht effizient durchsetzen. Darunter leidet letztendlich die Agilität im Fall von unvorhergesehenen Ereignissen und Engpässen, wenn der Einkauf kurzfristig die Versorgungssicherheit gewährleisten muss.

Struktur der Einkaufsorganisationen spielt eine Rolle

Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Einkaufsorganisationen mit hybriden Organisationsstrukturen erzielen durchweg bessere Ergebnisse als Betriebe, die rein zentral oder rein dezentral aufgestellt sind. Eine mögliche Erklärung sehen die Forscher darin, dass diese Unternehmen in der Vergangenheit bereits einmal zentral oder dezentral organisiert waren und heute auf ihren Erfahrungen aufbauen.

Das scheint auch auf den Bereich der eingesetzten Technologien zuzutreffen, ohne die der Einkauf keine hybriden Strukturen auf globaler Ebene aufbauen kann.

Ergebnisse nach Branche und Größe der Unternehmen

Die Umfrageergebnisse brachten überdies Einblicke zum Reifegrad des SRM hinsichtlich Branche und Größe der Unternehmen. Einkaufsorganisationen der produzierenden Industrie stehen demzufolge an der Spitze des Rankings. Diese haben früh in SRM-Technologien investiert und mehr Ressourcen in das Thema gesteckt.

Am anderen Ende der Skala landeten Unternehmen aus den Sektoren Banking & Finance, Finanzdienstleistungen und Versicherungen.

Ein überraschendes Ergebnis: Kleine Betriebe (unter 50 Mio. US-Dollar Umsatz) und große Unternehmen (über 500 Mio. US-Dollar Umsatz) erzielten bessere Resultate als Unternehmen im mittleren Bereich.

Autor*in: Franz Höllriegel