HGK übernimmt europäische Binnenschifffahrt von Imperial Logistics
Lange hat man verhandelt – jetzt ist es soweit: die Kölner Hafengesellschaft übernimmt die Aktivitäten des südafrikanischen Logistikkonzerns Imperial in der europäischen Binnenschifffahrt. Unter anderem muss die EU-Kommission dem Deal noch zustimmen.

Aufwendiges Bieterverfahren, Zuschlag für HGK
Vorangegangen war ein aufwendiges Bieterverfahren, im Dezember kam dann die vorläufige Ankündigung – nun der endgültige Bescheid: die Imperial Logistics International B.V. & Co. KG (lLI), Südafrika, verkauft ihre Binnenschifffahrts-Aktivitäten. Das berichtet „spc Aktuell“ in Ausgabe 2-2020. Demnach übernimmt die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) die europäische Shipping Group der in Südafrika börsennotierten Muttergesellschaft Imperial Logistics Limited (IPL). Das ILI-Binnenschifffahrtsgeschäft in Südamerika ist nicht Vertragsgegenstand. Zum Geldvolumen der Übernahme hüllen sich beide Seiten in Schweigen.
In Afrika und Europa agierender Logistikdienstleister
Imperial ist ein in Afrika und Europa agierender Logistikdienstleister für integriertes Freight Management, Contract Logistics und Market Access Services. Der Konzern beschäftigt den Angaben zufolge rund 27.000 Mitarbeiter in 32 Ländern und zählt zu den weltweit Top30-Logistikdienstleistern. Schwerpunkte sind
- Industry Verticals Automotive,
- Chemicals,
- Consumer,
- Healthcare und
- Industrial.
Mit Erfahrung, Kompetenz und individuellen Lösungen sichere Imperial die Wettbewerbsfähigkeit seiner Kunden, heißt es in einer Pressemitteilung dazu.
Kartellrechtliche Genehmigung durch EU-Kommission steht noch aus
Der Erwerb steht unter Vorbehalt der Zustimmung der IPL-Gesellschafter sowie der kartellrechtlichen Genehmigung durch die EU-Kommission. Darüber hinaus sind entsprechende Beschlüsse durch den Rat der Stadt Köln, den Kreistag des Rhein-Erft-Kreises sowie der Genehmigung durch die Bezirksregierung Köln erforderlich. Unter Berücksichtigung der regulatorischen Bestätigungen soll der Verkauf zum 30. Juni 2020 abgeschlossen sein. Die HGK tritt ohne Einschränkung in alle bestehenden Vertragsverhältnisse ein.
HGK setzt auf ökologischen Verkehrsträger Binnenschiff
Für die HGK stellt der Kauf eine optimale Ergänzung ihres operativen Beteiligungsportfolios für Logistik und Güterverkehrsleistungen rund um die Verkehrsträger Schiene und Wasserstraßen dar. Ihre Aktivitäten im Bereich Binnenschifffahrt kann sie durch den Erwerb ausbauen und insbesondere durch die Wachstumssegmente in der Chemie- und Gasschifffahrt ergänzen.
Gleichzeitig erweitere die HGK ihre Präsenz in den wichtigen Seehäfen entlang der ZARA-Linie (Zeebrugge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) signifikant. Zugleich passt die Investition gut zu den strategischen Vorgaben, die die HGK als kommunales Unternehmen durch ihre Gesellschafter, die Stadtwerke Köln GmbH, die Stadt Köln sowie den Rhein-Erft-Kreis, erhalten hat. Als Logistik-Holding innerhalb des Stadtwerke Köln Konzerns hat die HGK den Auftrag, die Rohstoffversorgung und Warenverkehre für die heimische Wirtschaft im Rheinland sicherzustellen – nicht nur ökonomisch, sondern auch unter möglichst ökologischen Bedingungen.
In diesem Kontext sieht man bei der HGK ein verstärktes Engagement in die Binnenschifffahrt als passgenau an: ein modernes Binnenschiff könne die Ladung von bis zu 105 Lkw aufnehmen und stoße bezogen auf beförderte Tonnage und Strecke bis zu 75 Prozent weniger CO2 aus.
Logistikgesellschaft im Konzern der Stadtwerke Köln
HGK ist die Logistikgesellschaft im Konzern der Stadtwerke Köln. Vom einstigen Hafenbetreiber hat sich die HGK zu einer europaweit tätigen Logistik-Gruppe für integrierte Transport- und Logistikdienstleistungen entwickelt. Zum HGK-Verbund gehören u.a. die HTAG (Häfen und Transport AG, 100 Prozent), die neska-Gruppe (100 Prozent, früher ebenfalls Teil von Imperial) und die 50-Prozent-Beteiligung RheinCargo. 1999 war neska von der Imperial Holdings Limited, Edenvale, Südafrika, durch Erwerb sämtlicher Gesellschaftsanteile der nestrans Logistik GmbH von der ThyssenKrupp Materials & Services AG mit Sitz in Duisburg entstanden, Gesellschafter Imperial Logistics International GmbH & Co. KG (65 Prozent) und Harpen Transport AG (35 Prozent).
Größter Binnenhafen-Verbund Deutschlands
Im Unternehmensverbund betreibt die HGK-Gruppe u.a.
- den eigenen Angaben zufolge größten Binnenhafen-Verbund Deutschlands,
- eine der größten privaten Güterverkehrsbahnen,
- ein eigenes Streckennetz,
- Werkstattbetriebe sowie
- verschiedene spezialisierte Logistikunternehmen.
„Unsere Kunden kennen uns als verlässlichen Partner für die Bereitstellung sicherer Transportketten in der Güterverkehrs-Logistik“, begründet Uwe Wedig, Vorstandsvorsitzender HGK, in der Fachzeitschrift den Kauf.Mit dem Erwerb der Shipping Group füge man dem Portfolio der HGK neue Segmente hinzu. Kunden könnten durch kombinierte Angebote von Binnenschiff und Güterbahn wesentliche Vorteile nutzen. Wedig zeigt sich zuversichtlich, dass der Rat und die Behörden zustimmen.