Einkauf: Versorgungsengpässe verursachen Millionenschäden
Die Märkte sind global und die Lieferantennetzwerke weit gespannt – dadurch sind auch die Risiken gestiegen, siehe Brexit. Was, wenn die Lieferkette abreißt? Nur wenige Unternehmen verfügen über systematische Maßnahmenpläne für den Fall der Fälle. Eine Studie bringt überraschende Erkenntnisse über das Risikomanagement von Versorgungsengpässen.

Millionenschäden durch Versorgungsengpässe
Regelmäßig verursachen plötzliche Unterbrechungen in der Lieferkette den betroffenen Unternehmen Schäden in Millionenhöhe. Trotzdem hat nur ein kleiner Teil der Unternehmen Notfallpläne parat, sollten Versorgungsengpässe drohen.
Das ist das Ergebnis der bereits zweiten Studie zu „Supply Chain Risk Management – Herausforderungen und Status quo“. Diese wurde von Riskmethods durchgeführt, nach eigener Einschätzung Marktführer im Bereich Supply Chain Risk Management. Beauftragt hat die Studie der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME).
Ergebnisse der Studie downloaden
Die Ergebnisse der Studie können Sie von der Riskmethods-Website als PDF downloaden: riskmethods.net
Häufigkeit von Versorgungsengpässen
Demnach verzeichneten von den befragten Firmen in den vergangenen zwölf Monaten:
- 77 Prozent mindestens eine Unterbrechung in der Lieferkette,
- 37 Prozent mehr als fünf Störungen mit Beeinträchtigung des Geschäftsablaufs – 42 Prozent mehr als im Vorjahr,
- 20 Prozent bis zu einer Million Euro und mehr Folgeschaden nach einer Lieferkettenunterbrechung.
- Nur 24 Prozent (Vorjahr: 20 Prozent) berichten über systematische Maßnahmenpläne zur Krisenreaktion.
„Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung oder der War for Talents fordern den Einkauf massiv heraus“, betont BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius Grobosch.
Den Schaden messen nur Wenige
Angesichts immer zahlreicherer politischer Spannungen und Krisenherde ist es für die Beschaffung wichtiger denn je, ihr Risikomanagement einem fortwährenden Stresstest zu unterziehen. Die wenigsten Unternehmen messen der Umfrage zufolge den finanziellen Schaden, der durch die Unterbrechung der Lieferkette oder den Ausfall eines Lieferanten entsteht.
Gerade einmal sieben Prozent nehmen eine strukturierte Bewertung der Auswirkungen eines Schadens auf Umsatz oder Ergebnis vor, heißt es in einer Mitteilung des BME an die Presse.
Mangelnde Transparenz in der Lieferkette
Demzufolge beschränkt sich das Risikomonitoring meist auf direkte Lieferanten. Doch immer häufiger würden Störungen von Sublieferanten verursacht. Mittlerweile jedes zweite Unternehmen, 24 Prozent mehr als im Vorjahr, beklagen dies.
„Die heutigen komplexen und vernetzten Supply-Chain-Netzwerke sind besonders verletzlich“,
erklärt Heiko Schwarz, einer der beiden Gründer und Geschäftsführer von Riskmethods. Deshalb ist es ihm zufolge wichtig, die Lieferkettenstruktur aller Ebenen im Blick zu haben. Doch lediglich 18 Prozent der Befragten überwachen auch ihre Sublieferanten.
Andere Ursachen von Störungen sieht Schwarz bei den eigenen Produktionsstätten (28 Prozent) oder logistischen Knotenpunkten wie Häfen oder Flughäfen (20 Prozent).
Wenn der Krisenfall eintritt, kann es schon zu spät sein
53 Prozent der Unternehmen reagieren mit der Einführung von Risikomanagement auf vorausgegangene Störungen in der Lieferkette oder auf regulatorische Anforderungen. Immerhin: bei zwei von drei Unternehmen sei dies eine strategische Entscheidung (62 Prozent). Diese Unternehmen warten nicht mehr ab, bis ein Krisenfall eingetreten ist. Denn dann kann es schon zu spät sein.
Überwiegend erfolgt die Risikoüberwachung im Rahmen der Lieferantenanalyse und -bewertung. Indikatoren sind hier in erster Linie:
- Qualität und Performance (88 Prozent)
- Finanzkennzahlen und Bonitäten (81 Prozent)
Frühindikatoren und Veränderungen beim Lieferanten, wie zum Beispiel Managementwechsel oder veränderte Wachstumsprognosen, hätte dagegen nur die Hälfte der Unternehmen kontinuierlich auf dem Radar. Cyber-Risiken würden gerade einmal elf Prozent überwachen.