Deutsche Handelsflotte wird immer kleiner
Sie zählte einst zu den größten Flotten der Welt: die deutsche Handelsflotte. Das hat sich in den vergangenen Jahren erheblich geändert. Medien berichten über einen nachhaltigen Abbau der Flotte bereits seit 2012. Aber noch nie war er so heftig wie in diesem Jahr 2018.

Bereits 133 Schiffseinheiten verkauft
Die deutsche Handelsflotte schrumpft weiter. Nach Recherchen von „Täglicher Hafenbericht THB“ und Shippress.de haben deutsche Reeder in der ersten Jahreshälfte 2018 bereits 133 Schiffseinheiten verkauft. Darunter befinden sich laut „DVZ“:
- 72 Boxcarrier
- 27 Bulker
- 15 Mehrzweckfrachter
- 13 Tanker
- 6 sonstige Einheiten
Deutsche Handelsflotte im Abwärtstrend
Damit setzt sich der Abwärtstrend aus den Vorjahren fort. Hier sehen Sie eine Übersicht über die Zahl der Schiffe der deutschen Handelsflotte in den Jahren 2011 bis 2016. Diese verdeutlicht den kontinuierlichen Schrumpfungsprozess:
Jahr | Zahl der Schiffe |
2016 | 2.823 |
2015 | 3.015 |
2014 | 3.244 |
2013 | 3.477 |
2012 | 3.671 |
2011 | 3.784 |
(Tabelle nach Zahlen des Statistik-Portals statista.com.)
2017 wurden insgesamt 300 Einheiten verkauft – so viele wie nie zuvor innerhalb eines Jahres. Aktuell verfügt die deutsche Handelsflotte noch über 2.227 Schiffe.
Vor diesem Hintergrund sorgen Befürchtungen, die HSH Nordbank könnte sich von Hunderten weiterer Schiffe trennen, in der Branche für Alarmstimmung.
„Wir erwarten, dass allein im Zusammenhang mit dem Eigentümerwechsel bei der HSH Nordbank rund 450 weitere Schiffe verkauft werden könnten“.
So zitiert die DVZ den Präsidenten des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Alfred Hartmann.
Wenn diese Schiffe ins Ausland gingen, bedeute das „einen erheblichen Aderlass für den Schifffahrts-Standort Deutschland“.
Rückgang bei deutschen Schiffen
Der Aderlass spiegelt sich auch an der Zahl der Schiffe unter deutscher Flagge wider. Aus der Statistik des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ging bereits für Ende November 2016 ein Negativrekord hervor. Offiziell führte das BSH damals noch 338 Schiffe unter deutscher Flagge. Das betraf jedoch die Schiffseinheiten sowohl im nationalen als auch im internationalen deutschen Register.
Im Internationalen Register (ISR) waren es nur noch 186 Einheiten unter deutscher Flagge, abzüglich der vier Schiffe zur Personenbeförderung sogar nur 182 Einheiten. Dem standen 2.382 Schiffe registriert im ISR unter Bareboatcharter, also Vermietung ohne Besatzung, gegenüber.
Alternativen zur Veräußerung
„Aus unserer Sicht ist es sehr enttäuschend, dass Alternativen zum geplanten Verkauf nicht ernsthaft in Betracht gezogen wurden“,
sagte Alexander Geisler, Geschäftsführer des Verbands Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten (VHSS) gegenüber dem THB.
„Es wäre aus unserer Sicht zumindest überlegenswert gewesen, eine Abwicklung in eigener Verantwortung zu prüfen, auch um die Interessen des maritimen Sektors am Standort zu wahren und die Auswirkungen auf die Unternehmen möglichst gering zu halten.“
Reedereien aus anderen Ländern
Auf der Käuferseite finden sich Reedereien aus anderen Ländern, insbesondere aus Griechenland. Sie kaufen die deutsche Tonnage zum Marktwert auf. Die Preise konnten in den vergangenen Jahren dabei 50 oder sogar 70 Prozent unter dem Anschaffungswert liegen.
Damit haben die Konkurrenten sehr viel geringere Kapitalkosten zu bedienen als die deutschen Reeder mit ihren teuren Einheiten.
„Das macht uns richtige Sorgen“, so Hartmann. „Wenn die Entscheider in der Schifffahrt nicht mehr in Deutschland sitzen, dann nimmt auch ihre Affinität für deutsche Zulieferungen im Schiffsbau ab.“
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