Brexit-Folgen: BMW droht mit Schließung seiner Werke in UK
Am vierten Juni-Wochenende demonstrierten Tausende vor dem Buckingham-Palace in London für Großbritanniens Verbleib in der EU. Sie wissen um mögliche Brexit-Folgen: Kommt der Brexit, geht auch deutsche Industrie. BMW bestätigt nun schlimmste Ängste. Der bayerische Autobauer will britische Werke schließen.

Furcht um Lieferketten
BWM treibt vor allem die Furcht um seine Lieferketten um. Diese dürfen nicht gestört werden. Doch genau das befürchten die blau-weißen Autobauer als eine von möglichen Brexit-Folgen.
Deshalb setzten sie jetzt einen unmissverständlichen Warnschuss: Der Brexit zwänge BMW, seine Werke auf den Inseln zu schließen. So zitiert das „Handelsblatt“ aus einem Statement des für Zollfragen zuständigen Managers des Konzerns, Stephan Freismuth, in der „Financial Times“. Man werde sein Bestes tun und alles vorbereiten, aber wenn die Lieferkette an der Grenze Halt machen muss, könne man seine Produkte nicht mehr in Großbritannien produzieren.
BMWs Ankündigung schreckt britische Industrie auf
Laut „Handelsblatt“ hat diese Ankündigung in Großbritannien für Schrecken gesorgt. Das deutsche Unternehmen betreibt vier Produktionsstätten im Vereinigten Königreich. Es stellt dort Autos der Marken „Mini“ und „Rolls-Royce“ her. Sie gelten vielen Briten als Vorzeigeprodukte ihrer Wirtschaft.
8.000 Menschen arbeiten in den britischen Werken von BMW als Teil einer knapp kalkulierten Lieferkette. Dabei werden bis zu 90 Prozent der in einem Auto verarbeiteten Teile aus dem Ausland importiert. Nach Hochrechnungen des britischen Verbands der Autohersteller bringen mehr als 1.100 Lastwagen jeden Tag Bauteile aus der EU nach Großbritannien – und dies bislang ohne Kontrollen.
Die Gefahr für Just-in-Time-Produktion
Schon wenige Minuten Verzögerung könnten dazu führen, dass die genau ausgeklügelte Just-in-Time-Produktion unter hohen Kosten ins Stocken käme.
Angst vor Brexit-Folgen in der Autobranche
Auch andere Firmen wären von den Brexit-Folgen betroffen. In der ganzen britischen Autoindustrie geht deswegen die Angst vor den Folgen des Brexit um.
„Die Probleme, die der Brexit mit sich bringt, sind für alle Unternehmen der Automobilindustrie gleich“, zitiert das „Handelsblatt“ Mike Flewitt, Chef des Sportwagenherstellers McLaren. „Wir sind alle zutiefst besorgt“, so Flewitt.
Der Verband der britischen Autohersteller und -händler SMMT kritisierte vor diesem Hintergrund die Regierung. In den Führungsetagen der internationalen Unternehmen werde der Frust über die langsamen Verhandlungen in Brüssel immer größer, so SMMT-Chef Mike Hawes.
Die derzeitige Position der Regierung mit ihren widersprüchlichen Botschaften und roten Linien stehe im Gegensatz zu den Interessen der Automobilbranche in Großbritannien. Diese profitiere vom Binnenmarkt und der Mitgliedschaft in der Zollunion.
Die Regierung habe weder einen glaubwürdigen Plan B für ein reibungsloses Zollabkommen, noch könnten neue Handelsabkommen mit dem Rest der Welt das immense Handelsvolumen mit der EU ersetzen.
Großbritanniens wichtigste Handelspartner in der EU sind:
- Deutschland mit 78,1 Milliarden Euro
- Niederlande mit 45,7 Milliarden Euro
- Frankreich mit 30,9 Milliarden Euro
- Belgien mit 28,4 Milliarden Euro
- Italien mit 21,4 Milliarden Euro
Brexit-Folgen für die britische Wirtschaft
2017 erzielten die Unternehmen einen Umsatz von 82 Milliarden Pfund (93 Milliarden Euro) und beschäftigten 856.000 Menschen. Schließlich sei die Automobilbranche von entscheidender Bedeutung für die britische Wirtschaft.
Die britische Regierung solle das derzeit gültige Zoll- und Handelsmodell beibehalten, solange sie nicht eine Alternative präsentieren könne, welche die gleichen Vorteile wie die EU-Mitgliedschaft habe, forderte der Verband.
Aber „der Brexit bremst uns“, kritisiert Hawes.
Das Volumen der Investitionen in der Autoindustrie habe sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit 347,3 Millionen Pfund im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast halbiert – der Preis, den Großbritannien nach Hawes für den Brexit zahlen muss. Hier sind die Brexit-Folgen schon sichtbar.