03.12.2018

Datenübertragbarkeit: Das Comeback des Datenträgers

Das Recht auf Datenübertragbarkeit stellt Unternehmen vor neue Aufgaben. Eine davon: ausreichend schnelle, sichere Übertragungswege. Spezial-Lösungen setzen häufig darauf, besondere Datenträger zu transportieren, und nicht etwa auf verschlüsselte Online-Verbindungen.

Datenübertragbarkeit Datenträger

Datenübertragbarkeit: Leitlinien

Seit das neue Recht auf Datenübertragbarkeit in den Entwürfen zur Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO / GDPR) auftauchte, diskutieren Experten darüber, wie es sich umsetzen lässt.

Neben einer Studie der Stiftung Datenschutz helfen den Unternehmen insbesondere die Leitlinien zum Recht auf Datenübertragbarkeit der früheren Artikel-29-Arbeitsgruppe. Diese Leitlinien hat der Europäische Datenschutzausschuss (EDPB), der Nachfolger der Artikel-29-Gruppe, übernommen.

Die deutsche Version findet sich auch unter https://www.datenschutz-praxis.de/praxishilfen/leitlinien-zum-recht-auf-datenuebertragbarkeit-wp-242/.

Die technische Seite

Technisch gesehen enthält der Artikel 20 DSGVO gleich mehrere Aufgaben, die es umzusetzen gilt.

Unternehmen müssen unter anderem klären,

  • wie die „strukturierten, gängigen und interoperablen“ Formate genau aussehen,
  • wie sich die Sicherheit während der Datenübertragung gewährleisten lässt und
  • wie sich sicherstellen lässt, dass nur die berechtigten Personen von ihrem Recht auf Datenübertragbarkeit Gebrauch machen können.

Neben dem Austauschformat und der Sicherheit vor und während einer Datenübertragung ist zu analysieren, wie die Daten von einem Anbieter zum anderen Anbieter gelangen. Denn der Übertragungsweg muss nicht nur sicher genug, sondern auch ausreichend performant sein.

Beispiel: Wechsel des Cloud-Anbieters

Folgendes Szenario: Ein Unternehmen möchte den Cloud-Anbieter wechseln.

Ist die Verarbeitungs-Leistung nach Artikel 28 DSGVO (Auftragsverarbeitung) beendet, hat der Auftragsverarbeiter (Cloud-Anbieter), entweder alle personenbezogenen Daten zu löschen oder zurückzugeben, je nach Wahl des Auftraggebers.

Ausnahme: Es besteht nach dem Unionsrecht oder dem Recht der Mitgliedstaaten eine Verpflichtung, die personenbezogenen Daten weiterhin zu speichern.

Cloud Computing führt dazu, dass Clouds enorme Datenmengen vorhalten. Möchte jemand den Cloud-Anbieter wechseln und seine Daten mitnehmen, kann die Datenübertragung schnell an die Grenzen der Internet-Bandbreite stoßen, die in Deutschland üblich ist.

Hier sind deshalb neue, noch eher ungewöhnliche Lösungen gefragt beziehungsweise Lösungen, die mehr an frühere Zeiten erinnern: mobile Datenträger.

Lösungen für die Datenübertragung an neue Anbieter

Was also tun, wenn das Recht auf Datenübertragbarkeit sowie die Vorgaben einer zu Ende gehenden Auftragsverarbeitung zu größeren Datentransfers führen?

Für diesen Fall bietet sich der früher übliche Datenaustausch mithilfe von Datenträgern als Alternative zu den verschlüsselten Datentransfers über das Internet an.

Der Datenträger kommt zurück

Mehrere Cloud-Anbieter haben bereits Datenträger der besonderen Art in ihrem Dienstleistungs-Programm:

Mit der Azure Data Box, die Microsoft im vergangenen Jahr als Preview eingeführt hat, lassen sich große Datenmengen im Tera- oder Petabyte-Bereich in die Microsoft Cloud bringen. Das Angebot der Data Box kommt nun auch nach Europa und Großbritannien.

Auf der Konferenz Inspire 2018 vorgestellt hat Microsoft zudem die Azure Data Box Disk. Das ist eine Festplatte für den Transfer von bis zu 35 Terabyte in die Cloud. Sie ist geeignet zum Beispiel für Unternehmen mit vielen Niederlassungen und Filialen.

Weitere Beispiele:

  • AWS Snowball ist ein Speichergerät für den Datentransport. Amazon bietet seinen Geschäftskunden diese Lösung seit einiger Zeit an, um große Datenmengen zu Amazon Web Services (AWS) zu transferieren.
  • Wie weit das Programm der neuartigen „Datenträger“ für Cloud-Migrationen bereits reicht, zeigt AWS Snowmobile. AWS Snowmobile ist ein Datenübertragungs-Service im Exabyte-Bereich, das extrem große Datenmengen nach Amazon Web Services (AWS) bewegen kann. Kunden können bis zu 100 PB pro Snowmobile übertragen.

AWS Snowmobile: Daten auf dem Sattelschlepper …

Möglich wird das Snowmobile mit einem 14 Meter langen robusten Transportcontainer, den ein Sattelschlepper zieht. Mit Snowmobile lassen sich enorme Datenvolumen in die Cloud bringen, einschließlich Videobibliotheken, Bilder-Repositories oder sogar komplette Datencenter-Migrationen.

Snowmobile verwendet mehrere Sicherheitsebenen: Dazu gehört

  • dediziertes Sicherheitspersonal,
  • GPS-Tracking,
  • Alarmüberwachung,
  • Videoüberwachung rund um die Uhr sowie
  • ein optionales Sicherheits-Begleitfahrzeug für den Transport.
Hinweis: Wir werden weiterhin den Markt beobachten und den Beitrag erweitern, wenn wir spannende und passende Lösungen finden.
Lesen Sie auch die anderen Teile unserer Serie zu DSGVO-Tools:
Autor*in: Oliver Schonschek (Diplom-Physiker, IT-Analyst und Fachjournalist)