19.10.2018

Cybermobbing ist ein wachsendes Problem

Mittels Smartphones, Computer, Tablets etc. werden Menschen bedroht, bloßgestellt, beleidigt, sexuell belästigt, ausgegrenzt oder sogar mit dem Tod bedroht. Dieses Mobbing nimmt seit einiger Zeit auch im Job zu. Das geht aus einer repräsentativen Studie hervor, die der Verein „Bündnis gegen Cybermobbing“ in Auftrag gegeben hat. Aber auch Bossing findet statt, wenn Chefs mobben, beispielsweise durch Anschreien, Herabwürdigen oder Ignorieren. Es ist schwierig, dagegen etwas zu unternehmen.

Cybermobbing

Gesundheitliche Probleme durch Mobbing

Personalräte werden bestätigen, dass Mobbing in unserer Gesellschaft leider schon immer ein Problem war. Die gezielte Ausgrenzung und Demütigung von Kolleginnen/Kollegen oder gar Gruppen über einen gewissen Zeitraum führt in vielen Fällen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen der Betroffenen. Eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität ist die Folge.

Cybermobbing im Job

Nun hat sich im Laufe der letzten Jahre etwas Neues mit steigender Tendenz aufgetan: das Cybermobbing mittels der neuen elektronischen Technik. Seit 2014 ist die Zahl der Fälle von Cybermobbing um 14 Prozent gestiegen. Fast jeder Zehnte sei schon einmal Opfer von Cybermobbing geworden, darunter habe etwa die Hälfte im Job stattgefunden. Dies geht aus einer Studie hervor, die das „Bündnis gegen Cybermobbing“ erneut in Auftrag gegeben hat. Dieser Verein informierte hierüber die Öffentlichkeit im September 2018.

Smartphones, Computer, Tablets & Co

Mit der Entwicklung neuer Kommunikationsformen und -technologien seien mit Cybermobbing neue Problemfelder des „klassischen“ Mobbings entstanden. Anfänglich von der Gesellschaft, Politik und Medien nicht als Problem erkannt, wurden sie eher als Phänomen wahrgenommen. Um Cybermobbing aber erfolgreich eindämmen zu können, sei es wichtig, zu verstehen, welche Aspekte des Internets eine Verstärkung des konventionellen Mobbings fördern. Cybermobbing folgt derselben Dynamik wie das konventionelle Mobbing: Betroffene würden bedroht, bloßgestellt, beleidigt, sexuell belästigt, ausgegrenzt oder sogar mit dem Tod bedroht. Smartphones, Computer, Tablets etc. seien dabei die Werkzeuge.

Studie zum Cybermobbing

Bisherige Studien konzentrierten sich im Wesentlichen bei Mobbing auf Beschäftigte und bei Cybermobbing auf Kinder und Jugendliche. Die jetzt vorliegende neue Studie will diese thematische Enge überwinden und wie schon mit der ersten Studie von 2014 eine umfassende Analyse vorlegen und darüber hinaus Veränderungen in den letzten vier Jahren skizzieren.

Die Studie kann im Internet gelesen werden unter: https://www.buendnis-gegen-cybermobbing.de/fileadmin/pdf/studien/mobbingstudie_erwachsene_2018.pdf

Bossing – Mobbing durch den Chef

Bossing hingegen ist schon lange bekannt. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin veröffentlichte vor Jahren einen Mobbing-Report. Danach geht in etwas mehr als der Hälfte der Fälle die Schikane vom Boss aus oder wird zumindest von ihm toleriert. Es ist daher von Bossing die Rede, wenn es speziell um Mobbing durch den Chef geht. Es geht dabei nicht um einmalige Ereignisse wie einen Rüffel vom Vorgesetzten in einer Konferenz oder fachliche Meinungsverschiedenheiten, sondern um immer wieder neue seelische Verletzungen. Laut klassischer Definition ereignen sich diese Kränkungen mindestens einmal in der Woche und mindestens ein halbes Jahr lang.

Hilfe bei der Krankenkasse durch Mobbingopfer-Hotline

Wichtig ist die Erkenntnis des Betroffenen, dass durch die Handlungen des Chefs etwas Entwertendes eintritt. Je früher dies festgestellt wird, desto schneller kann mit der Beratung begonnen werden, was konstruktiv anders gemacht werden kann. In der Praxis wird hierfür der Personalrat nicht hilfreich genug sein. Fast jede Krankenkasse hat eine Mobbingopfer-Hotline. Darüber wird sicher auch zu erfahren sein, wer als Coach, Arzt, Psychotherapeut oder als Selbsthilfegruppe zur Verfügung steht.

„Bossing“ schwer nachzuweisen

Rechtlich dürfte Bossing allerdings kaum greifbar sein. Es gibt offenbar unterschiedliche Wahrnehmungen, was als Kränkung empfunden wird. Darum wird es vor Gericht sehr schwierig bis unmöglich sein, nachzuweisen, dass psychische Beeinträchtigungen tatsächlich auf dem Verhalten des Chefs beruhen.

Autor*in: Werner Plaggemeier (langjähriger Herausgeber der Onlinedatenbank „Personalratspraxis“)