23.06.2021

Arbeitsschutz im Handel

Einzelhandel

Der Arbeitsschutz im Handel muss sich mit vielen unterschiedlichen Gefährdungen beschäftigen. Den größten Teil der Arbeitsunfälle im Handel machen allerdings Unfälle durch Stolpern, Rutschen und Stürzen aus.

Arbeitsschutz im Handel – große Bandbreite

Die als Handel bezeichnete Wirtschaftsbranche beschäftigt sich mit dem Austausch von Gütern zwischen den Produzenten und den Endverbrauchern. Einkauf, Transport, Lagerung und Verkauf: Innerhalb dieser Kette finden unterschiedlichste Tätigkeiten auf Verkehrswegen und in Gebäuden statt, bei denen verschiedenste Anlagen, Maschinen, Geräte und Stoffe verwendet werden.

Vorschriften und Rechtsprechung

  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
  • Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
  • Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)
  • Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV)
  • DGUV Vorschrift 1 – Grundsätze der Prävention

Eine „amtliche“ Definition des Begriffs „Handel“ gibt es nicht, doch wird in allen Quellen stets die gesamte Kette vom Produzenten bis zum Endverbraucher damit gemeint. Die gehandelte Ware bleibt auf diesem Weg im Wesentlichen unverändert, sie wird allenfalls umgepackt, neu konfektioniert und etikettiert.

Großhandel, Einzelhandel

Wird die Ware von Handelsunternehmen nur an gewerbliche Kunden abgegeben spricht man von Großhandel. Die Abgabe an private Endverbraucher ist dagegen Einzelhandel. Einzelhändler können Kunden von Großhändlern sein. Diese Differenzierung ist heute oft kaum noch zu erkennen: Private und gewerbliche Kunden nutzen oft die gleichen Händler.

Binnenhandel, Außenhandel

Als Binnenhandel bezeichnete man früher den Handel im eigenen Land. Heute wird dieser Begriff für den EU-Binnenmarkt verwendet, also den Handel innerhalb der Europäischen Union. Außenhandel ist demzufolge der Handel über die Außengrenzen der EU hinweg.

Präsenzhandel, Versandhandel, Online-Handel

Präsenzhandel ist der Handel vor Ort in einem Ladengeschäft oder an einem Verkaufsstand im Freien. Der Kunde kann die präsentierte Ware direkt begutachten und wickelt den Kauf und die Bezahlung mit dem Händler oder seinem Beschäftigten ab.

Versandhandel und Online-Handel verzichten auf die Begegnung vor Ort. Die Ware wird in gedruckten Katalogen oder im Internet präsentiert, der Kunde kann nur die Bilder und Beschreibungen berücksichtigen und hat deshalb ein gesetzlich garantiertes Umtauschrecht. Der Kunde bekommt nach der Bestellung die Ware üblicherweise ins Haus geliefert, was von Speditionen und Paketdiensten übernommen wird. Die Bezahlung erfolgt auf verschiedenen Wegen meist über ein Kreditinstitut.

Tätigkeiten

Auf dem Weg von Produzenten zum Verbraucher findet eine Reihe von Tätigkeiten statt, bei denen die Ware aber im Wesentlichen unverändert bleibt. Viele Handelsfirmen produzieren selbst, verändern oder verarbeiten ihre Waren: Das zählt nicht mehr zum Handel und wird in diesem Werk in anderen einschlägigen Branchen abgehandelt.

Kaufmännische Tätigkeiten

Die Auswahl der Waren nach Beschaffenheit und Preis, die Kalkulation, die Planung der Lieferketten etc. finden entweder durch den Außendienst oder im Büro statt. Beim Außendienst spielt insbesondere die Verkehrssicherheit eine wesentliche Rolle für Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten. Die Büros von Handelsfirmen unterscheiden sich nicht von denen in anderen Branchen, Ausführungen finden Sie im Kapitel „Bildschirm- und Büroarbeitsplätze“.

Transport

Der Handel nutzt zum Transport der Waren alle zur Verfügung stehenden Verkehrswege zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Lagerung, Warenverteilung

Selten werden Waren direkt vom Hersteller zum Endverbraucher geliefert. Meist müssen sie umgepackt und/oder zwischengelagert werden. Lange Lagerzeiten sind heute aus kaufmännischer Sicht unattraktiv und werden deshalb möglichst vermieden. Statt große Warenbestände anzuhäufen versucht man deshalb, die Waren nach dem Umpacken in den vom Kunden gewünschten Liefereinheiten so schnell wie möglich abzutransportieren. Man nennt solche Läger deshalb heute Warenverteilzentren.

Läger betreiben insbesondere auch der Versandhandel und der Online-Handel. In diesen Lägern werden kleine Mengen bis hin zum Einzelstück für den Endverbraucher kommissioniert und verschickt.

Verkauf vor Ort

Der Präsenzhandel findet an unterschiedlichsten Örtlichkeiten statt. Vom Marktstand im Freien über den Supermarkt und das Warenhaus bis hin zum Einkaufszentrum reicht die vielfältige Palette. Im Handel sind viele Arbeitsplätze – besonders im Verkauf – mit langem und dauerndem Stehen verbunden. Der menschliche Körper ist aber kaum für eine aufrechte Haltung geeignet, schon gar nicht im Stehen. Ob im Sitzen oder im Stehen: Das Arbeiten an der Kasse ist meist mit geringem Platzangebot und daraus resultierender Bewegungsbeeinträchtigung verbunden. Oft werden auch erhebliche Lasten bewegt, z.B. wenn die Ware zum Einscannen angehoben und gedreht werden muss.

Auch Gewalterfahrungen und Überfälle sind ein Thema. Während Banken und Sparkassen heute sehr gut gegen Überfälle gesichert sind, verlagert sich das Geschehen deshalb immer mehr auf die scheinbar weniger geschützten und leichter zugänglichen Kassen von Einzelhandelsgeschäften. Auch in diesen Betrieben muss und kann man etwas zum Schutz vor Räubern tun.

Unfallstatistik

Betrachtet man die Unfallstatistik der zuständigen Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW), so findet sich die Vielfalt der benutzten Einrichtungen dort wieder. Da aber spezielle technische Einrichtungen selten in größerer Zahl eingesetzt werden, sind sie auch kaum an der Bildung von Unfallschwerpunkten beteiligt.
Die Statistiken zeigen vielmehr, dass ganz gewöhnliche Gegenstände, die oft auch im Privatbereich gebräuchlich sind, den größten Teil der Unfälle auslösen:

  • Fußböden
  • Treppen
  • Leitern und Tritte – Grundlagen
  • Messer

Spezielle Einrichtungen zum Transportieren und Lagern von Ware haben im Handel einen großen Einfluss auf das Unfallgeschehen, z.B.:

  • Laderampen und Ladebrücken
  • Lager, Lagereinrichtungen und -geräte
  • handbewegte Transportmittel

In Geschäften und Warenhäusern sind oft Sicherheits- und Gesundheitsprobleme mit besonderen Arbeitsplätzen und baulichen Einrichtungen verbunden:

  • Glastüren
  • Verschlüsse von Notausgängen

Autor*in: Dr. Kurt Kropp

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