Gefährlicher Spritzguss? Beugen Sie Verletzungen vor!
Spritzgießmaschinen werden im Rahmen der europäischen Gesetzgebung als besonders gefährliche Maschinen eingestuft. Umso wichtiger ist deshalb die genaue Analyse aller Arbeitsvorgänge rund um den Spritzguss und eine darauf aufbauende Prävention. Lesen Sie heute im Überblick, wo überall Gefahren drohen und wie Sie wirkungsvoll gegensteuern können, um Unfälle und Verletzungen schon im Vorfeld weitgehend zu verhindern.

Am weitesten verbreitet: Schnittverletzungen
Beim Spritzguss sind Schnittverletzungen die häufigste Unfallursache, da das Verfahren den Umgang mit scharfkantigen Handwerks- und Spritzgießwerkzeugen sowie mit häufig scharfkantigen Oberflächen an Maschinen erfordert. Gefahrenträchtig sind insbesondere die Verwendung von Fräsern, Stecheisen und Messern, der Einbau und das Justieren von automatischen Angussscheren und der Umgang mit scharfkantigen Angüssen und Formteilen.
Zum Schutz vor Schnittverletzungen sollten die folgenden Gegenmaßnahmen ergriffen werden:
- Es sind möglichst Sicherheitsmesser zu verwenden, z.B. Keramik- oder Abziehklingen. Messer mit feststehenden Klingen und Cuttermesser sollten nicht verwendet werden.
- Wer nicht weiß, für welche Tätigkeiten welche Messer sinnvoll sind, kann keine angemessene Auswahl treffen. Deshalb sollte in Unterweisungen gezielt auf die richtige Auswahl der Messer eingegangen werden.
- Die Beschäftigten sollten in der Nähe der Arbeitsplätze über Schnittschutzhandschuhe, Unterarmschutz sowie Stichschutzschürzen verfügen. Doch die beste PSA bringt nichts, wenn sie nicht genutzt wird. Deshalb sind hier die Führungskräfte in der Pflicht, die Nutzung durchzusetzen.
- Scharfkantige Angüsse sollten durch die Nutzung von Heißkanalverfahren und eine konsequente Reinigung der Spritzgusswerkzeuge vermieden werden. Dadurch entfällt die Entgratung und damit ein gefährlicher Teil der Arbeitsgänge.
Hinweis
Bedenken Sie vor Durchführung Ihrer Gefährdungsbeurteilungen, dass die Gefährdungslage immer in eine Gesamtbetrachtung eingebettet sein muss, um wirklich aussagekräftig und für die Praxis hilfreich zu sein. So sind etwa bei der Sicherheit von Maschinen und Werkzeugen immer auch Anbau- und Peripheriegeräte sowie die damit verbundenen Arbeitsgänge zu berücksichtigen. Weitere Informationen zum Thema finden Sie auch in der DGUV Regel 113-606 „Branche Kunststoffindustrie – Teil 1: Spritzgießen“.
Nicht zu unterschätzen: die Gefahren durch Druckluft
Oft lässt sich das Aus- oder Abblasen von Druckluftwerkzeugen nicht vermeiden. Hilfe bieten automatische Aufroller, mit denen das Herumliegen von Schläuchen verhindert werden kann.
Wie Stolpern, Rutschen und Stürzen langwierige Unfallfolgen verursachen
Außer durch Schnittwerkzeuge verletzen sich Beschäftigte auch häufig, weil sie stolpern, ausrutschen oder stürzen. Ursache solcher Unfälle sind in der Regel mangelnde Ordnung und Sauberkeit.
Hier ist eine gute Arbeitsorganisation also auch gute Prävention. Doch reine Appelle verpuffen häufig. Wesentlich wirksamer sind Systeme, die für mehr Sicherheit und Ordnung sorgen. Schlagen Sie deshalb in einer Führungskräfte-Unterweisung die Entwicklung entsprechender Pläne vor:
- Aussortieren, was in absehbarer Zeit nicht gebraucht wird, also keine wilden Zwischenlager!
- Für alle regelmäßig benötigten Werkzeuge und Materialien soll es einen festen Ort geben.
- Werkzeuge, Maschinen und Oberflächen sind nach den Arbeitsgängen zu reinigen.
- Gleiche oder gleichartige Arbeitsgänge sollten standardisiert werden, damit die Beschäftigten Routine und Sicherheit gewinnen.
- Entstehende Gefahren (z.B. ausgelaufene Flüssigkeiten) werden unmittelbar beseitigt.
- Reinigungspläne sorgen für Sauberkeit, unabhängig von Arbeitsgängen und Ereignissen.
- Anbauten in Bodennähe sollen die Ausnahme bleiben und mit Markierungen gesichert werden (gelb-schwarzes Sicherheitsband).
- Die ersten und letzten Stufen von Treppen sind mit Sicherheitsbändern zu markieren.
- Die Böden sollen von Versorgungsleitungen (Schläuche, Kabel) frei bleiben. Kabelschächte, Kabelkanäle oder Versorgungsleitungen von der Decke schaffen hier Abhilfe.
So wird der Umgang mit Maschinen sicherer
Kniehebel, Auswerfer, Pendelbewegungen und schließende Werkzeuge: Im Umgang mit Maschinen kann es schnell zu Quetschungen kommen. Insbesondere der Ein- und Ausbau der Werkzeuge sowie Maßnahmen im laufenden Betrieb sind potenziell gefährlich:
- Eingriffe in gefahrbringende Bereiche sollten unmöglich sein; entsprechend sind einschlägige Bewegungen nur mit wirksamer Abschirmung möglich.
- Schutzeinrichtungen dürfen nicht außer Betrieb gesetzt werden. Ausnahmen sollen von der Führungskraft ausdrücklich genehmigt werden (Hinweis in die Betriebsanweisung einfügen).
- Verdeckungen sollen nicht abmontiert oder, falls dies unumgänglich ist, durch andere Maßnahmen (z.B. Absperrungen) ersetzt werden.
- Vor Inbetriebnahme einer Maschine ist zu prüfen, ob die Werkzeuge richtig angeschlagen sind.
- Beim Einbau sind Pendelbewegungen zu vermeiden.
- Durch Anbauten soll das sicherheitstechnische Niveau von Maschinen nicht gemindert werden.
- Im laufenden Betrieb müssen vorgeschriebene Düsenschutzklappen jederzeit funktionsfähig und betriebsbereit sein.
Weitere Gefährdungen durch Abstürze und durch fallende Gegenstände
In Ihrer Gefährdungsbeurteilung sollten Sie auch weitere Gefahren wie z.B. Abstürze oder herabfallende Gegenstände berücksichtigen und Maßnahmen dagegen vorsehen.