03.03.2020

Unterweisungsmethoden zielsicher einsetzen

Vortrag, Diskussion, Übung? Für den Erfolg einer Unterweisung sind die Methoden, mit denen Sie den Inhalt vermitteln, von entscheidender Bedeutung. Dieser Beitrag betrachtet verschiedene Unterweisungsmethoden mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen, und geht dann darauf ein, unter welchen Umständen eine bestimmte Methode ihre Stärken ausspielen kann oder auch nicht.

Gruppe von Werkarbeiternm die einer Unterweisung zuhört

Welche Unterweisungsmethoden gibt es?

Lehrvortrag

Der Lehrvortrag ist eine der Unterweisungsmethoden, die uns oft in die Schule zurückversetzen. Hier spricht der Unterweisende frei oder anhand eines Manuskripts über ein bestimmtes Thema vor einer Gruppe.

Wofür eignet sich der Lehrvortrag? Ein Lehrvortrag kann gut in ein Thema einführen und sehr viel Theorie vermitteln.  Für den Unterweisenden selbst ist der Lehrvortrag eine recht dankbare Methode. Er kann das Geschehen gut kontrollieren, sich eng an sein Manuskript halten und so eventuelle Unsicherheiten gut überspielen.

Welche Nachteile hat der Lehrvortrag? Für die Zuhörer kann sich so ein Vortrag, wenn er nicht gekonnt und lebendig gehalten wird, dahinziehen wie Kaugummi. Viel hängt hier an der Persönlichkeit und der „Bühnenpräsenz“ des Unterweisenden.

Lehrgespräch

Beim Lehrgespräch lenkt der Unterweisende mit gezielten Fragen die Gedanken und Äußerungen der Teilnehmer. Entscheidend ist deshalb die Art der Fragestellung. Offene Fragen (wer, was, wie, wann, wo, warum, weshalb, wieso, …)  lassen verschiedene Antworten zu und regen zum Mitdenken an.

Lehrgespräch in der kleinen Gruppe: Lehrgespräche sind interaktiver als Vorträge und können gerade in der kleinen Gruppe ihre Stärken ausspielen.

Wofür eignet sich das Lehrgespräch? Das Lehrgespräch eignet sich dann, wenn bereits Vorkenntnisse vorhanden sind,  passive Zuhörer gefordert werden sollen, oder um den Einstieg in ein neues Thema zu erleichtern.

Achtung beim Lehrgespräch: Das Lehrgespräch erfordert Feingefühl. Es kann dauern, bis die Teilnehmer ihre Gedanken sortiert haben und eine Antwort geben. Diese Zeit muss der Unterweisende einplanen – und auch abwarten können. Sonst fühlen sich die Teilnehmer schnell nicht ernst genommen und sind frustriert.

Diskussion

Die Diskussion ist eine sehr interaktive Unterweisungsmethode. Bei einer Diskussion sollen die Teilnehmer zu einem bestimmten Thema Stellung beziehen.

Um ihr den nötigen Schwung zu verleihen, bieten sich verschiedene Einstiege an, z.B.

  • Der Diskussionsleiter stellt gegensätzliche Positionen zu einem Sachverhalt dar und die Teilnehmer sollen ihre Gedanken dazu äußern.
  • Er präsentiert ein Fallbeispiel, etwa eine Unfallbeschreibung. Die Teilnehmer sollen die Ursache erörtern und Schutzmaßnahmen vorschlagen.

Wofür eignet sich eine Diskussion? In einer guten Diskussion werden viele unterschiedliche Meinungen, Erfahrungen und Ideen lebendig, von denen alle Diskussionsteilnehmer profitieren können. Wenn der Fokus auf der aktiven Teilnahme und dem gegenseitigen Austausch liegt, kann die Diskussion als Unterweisungsmethode ihre volle Stärke ausspielen.

Achtung bei einer Diskussion: Im Gegensatz zum Lehrgespräch ist der Dialog in der Diskussion sehr offen. Sie darf dennoch nicht ins Beliebige abdriften. Durch Zwischenfragen, Kommentare und Zusammenfassungen kann der Diskussionsleiter dafür sorgen, dass die Diskussion den erwünschten Verlauf nimmt. Der Leiter einer Diskussion muss fachlich sehr kompetent, persönlich sehr souverän und während der Diskussion hoch konzentriert sein. Eine gute Diskussion braucht außerdem Zeit. Jeder Teilnehmer hat das Recht, eigene Argumente, Erfahrungen und Einstellungen darzulegen.

Diskussion in der Gruppe
Eine Diskussion setzt einiges an sozialer Kompetenz voraus: Teilnehmer sollten sich ausreden lassen und nicht beleidigend werden oder jemanden beschuldigen.

Moderation

Manchmal ist es gar nicht nötig, neues Wissen in einen Teilnehmerkreis hineinzutragen: Die Mitarbeiter wissen ohnehin schon, wie sie sich sicher zu verhalten haben. Ein guter Moderator kann dieses Wissen aus ihnen herauskitzeln und in gemeinsamen Verhaltensregeln bündeln. Mit diesen identifizieren sich die Teilnehmer dann meist stärker als mit jeder fremdvermittelten Verhaltensweise.

Was macht hier einen guten Moderator aus? Er muss einfühlsam, durchsetzungsfähig und erfahren sein. Es ist daher sinnvoll, für moderierte Unterweisungen einen gut ausgebildeten Moderator hinzuzuziehen.

Demonstration und Übung

Erst zeigen, dann üben das muss sehr gut vorbereitet sein: Geht bei der Vorführung etwas daneben, kann das den Erfolg der ganzen Unterweisung infrage stellen.

  • Der Unterweisende muss das, was er vorführt, perfekt beherrschen. Er darf keine Unsicherheiten zeigen und sich vor allem nicht selbst verletzen.
  • Herumsuchen und nervöse Fummelei sind hier fehl am Platz.
  • Die Teilnehmer müssen von ihrem Platz aus das Geschehen gut verfolgen können.
  • Für den Fall, dass bei der Demonstration oder bei den eventuell folgenden Übungen etwas schiefgeht, sollte  Erste-Hilfe-Material oder ein Feuerlöscher bereitstehen.

Die Vorführung selbst sollte ruhig ablaufen und von ausführlichen Erklärungen begleitet sein. Ist der Unterweisende sicher, dass alle Teilnehmer gesehen haben, wie es geht, lässt er jeden Einzelnen einmal üben. Danach reserviert er idealerweise noch eine Zeitspanne für selbstständige Übungen der Teilnehmer.

Digitale Unterweisungsformen E-Learning

Unter E-Learning versteht man im weitesten Sinne jegliches durch elektronische Hilfsmittel oder Medien unterstützte Lernen. Besonders häufige Anwendung finden CBT (Computer Based Training) und WBT (Web Based Training), die dem Lernenden zeitlich und örtlich flexibles Lernen anhand von Software oder Internet-Lernplattformen ermöglichen.

E-Learning bietet zahlreiche Möglichkeiten zum autodidaktischen intermedialen Lernen, kann aber auch, beispielsweise durch eine Videokonferenz, an eine klassische Lehrsituation angelehnt sein. Vorteile sind u.a. das flexible Lerntempo und die zeitliche Unabhängigkeit. Die Inhalte entsprechen allerdings nie hundertprozentig den firmenspezifischen Gegebenheiten. Ergänzungen und Erläuterungen sind also unbedingt notwendig.

E-Learning-Unterweisungen können Mitarbeiter beispielsweise in ein Thema einführen, eine ergänzende Präsenzunterweisung klärt dann offene Fragen der Unterwiesenen und prüft, ob die Inhalte verstanden wurden.

Medieneinsatz

Medien bereichern Unterweisungen ungemein. Passende Bilder, Grafiken, Diagramme, Filme oder Audioaufnahmen sprechen die Sinne der Teilnehmer an, wecken Interesse, fordern zum Mitdenken/Mitmachen auf oder provozieren Widerspruch.

Das Medium muss jedoch immer dem Erreichen des Lernziels dienen! Zu viele Sinneseindrücke können überwältigen und vom eigentlichen Thema ablenken.

  • Filme, Videos:
    Viele staatliche Stellen, Unfallversicherungsträger und andere Institutionen bieten Filme und Videos zu allen möglichen Themen an. Auch Online-Videoplattformen wie YouTube oder Vimeo haben zum Thema Arbeitssicherheit einiges beizutragen.
  • Bilder, Plakate:
    Die Google-Bildersuche kann sich als wertvolle Quelle erweisen – ebenso wie Plakate oder die eigene Handykamera beim Rundgang im Betrieb. Interessant sind auch Karikaturen, die Unfallstatistik aus dem eigenen Unternehmen oder Modelle, z.B. von einer menschlichen Wirbelsäule.
  • QR-Code-Rallye:
    Bei dieser Schnitzeljagd mit mobilen Medien laufen die Teilnehmer ausgewählte Stationen im Betrieb ab und rufen dort über QR-Codes Inhalte auf. Das können Videos, Texte oder spielerische Aufgaben sein, die mit Smartphones oder Tablets gelöst werden müssen.

Grad der Interaktivität von Unterweisungen wichtig

Studien zeigen: Wenn Lernende zum passiven Zuhörer degradiert werden, merken sie sich nur rund 20 % von dem, was ihnen erzählt wird. Spricht der „Lehrer“ jedoch mehrere Sinne an (Auge, Ohr, Gefühl) oder gibt er seinen Teilnehmern gar die Gelegenheit, selbst aktiv zu werden, steigert sich der Lernerfolg erheblich.

Merkfähigkeit je nach Grad der Interaktion bei einer Unterweisung.

Menschen merken sich

  • 50 % der Inhalte beim kombinierten Hören und Sehen,
  • 75 %, wenn sie über Inhalte diskutieren oder sprechen,
  • 90 % von dem, was sie aktiv üben.

Kommen noch spielerische Elemente hinzu, stehen die Chancen gut, dass sich die Teilnehmer einer Unterweisung an fast alles erinnern, was diese ihnen nahebringen wollte.

Unterweisungsmethoden müssen dem Anlass entsprechen

Für die Suche nach der optimalen Unterweisungsmethode klingt das erst einmal recht vielversprechend: je interaktiver, desto besser, den richtigen Medieneinsatz, Humor und Spaß zufügen fertig ist der perfekt unterwiesene Mitarbeiter!

Kann das wirklich so „einfach“ sein?

Unser kurzer Überblick über die Unterweisungsmethoden oben hat gezeigt, dass einige weitere Faktoren berücksichtigt werden wollen:

Was ist das Lernziel?

Geht es Ihnen um die Vermittlung kognitiver oder psychomotorischer Fähigkeiten (Lehrgespräch bzw. Übung)? Möchten Sie schnell einen Überblick über ein ganz neues Themengebiet geben (Lehrvortrag)? Oder fehlt es Mitarbeitern vor allem an Motivation, bereits Gelerntes in ihren Arbeitsalltag zu integrieren (Diskussion bzw. Moderation)?

Wer sind die Teilnehmer?

Bei einer hohen Teilnehmerzahl oder bei Mitarbeitern, die Gefallen daran finden, Unfrieden zu stiften, dürften Sie sich mit einer Diskussion keinen Gefallen tun.

Wer ist der Unterweisende?

Es hat durchaus positive Effekte, wenn der Vorgesetzte seine Mitarbeiter direkt unterweist. Der Mitarbeiter baut einerseits Vertrauen zum Vorgesetzten auf, wenn der sich um die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei seiner Tätigkeit kümmert. Andererseits lernt der Vorgesetzte die Gefahrenpotentiale in seinem Verantwortungsbereich kennen. Aber nicht jeder Vorgesetzte ist der geborene Diskussionsleiter oder hat auf alle Arbeitsschutzfragen gleich die perfekte Antwort parat. Diese dürften dann die „Sicherheit“ eines Vortrags präferieren der durch den verstärkten Rückgriff auf unterschiedliche Medien dennoch interessant gestaltet sein kann.

Wie ist die Arbeit organisiert?

Schichtbetrieb, unregelmäßige Arbeitszeiten oder eine hohe Belastung erschweren es, alle Mitarbeiter an einen Tisch zu bekommen. Hier können die zeitlich und örtlich flexibleren E-Learnings praktische Übungen darstellen

Welche Methode ist unter welchen Bedingungen die Beste?

Die Frage nach der optimalen Unterweisungsmethode müsste deshalb eigentlich lauten:

„Welche Methode ist unter welchen Bedingungen die Beste“?

Und das lässt sich pauschal leider nicht beantworten. Ein guter Vortrag, der zahlreiche Medien miteinbezieht, kann Mitarbeiter nachhaltiger berühren als eine schlecht vorbereitete Diskussion, bei der am Ende alle im Streit auseinandergehen.

Unterschiedliche Unterweisungsmethoden miteinander vermischen

In der Praxis kann sich eine einzige Unterweisung vieler unterschiedlicher Unterweisungsformen bedienen. Auch hier hat, je nach Unterweisungsziel, jede einzelne davon dabei ihre Berechtigung. Ein Mix an Unterweisungsmethoden und -medien am Beispiel Sicherheitskartonmesser könnte so aussehen:

Methoden

  • Unfallbeispiele beim Aufschneiden von Kartons schildern (Lehrgespräch)
  • die zugrunde liegenden Gefahren beschreiben (Lehrgespräch)
  • die Vorteile von Sicherheitskartonmessern darstellen (Lehrgespräch)
  • ein Sicherheitskartonmesser präsentieren und die Funktionsweise zeigen (Vortrag mit Demonstration)
  • das Aufschneiden von Kartons vormachen und üben lassen
  • den Klingenwechsel vormachen und üben lassen

Medien

  • ein Film, der die Funktion des Messers, das Aufschneiden eines Kartons und den Klingenwechsel zeigt
  • eine Betriebsanweisung des Unternehmers
  • ein Merkblatt
  • Kartonmesser, Ersatzklingen und Kartons für die Übungen
Autor*innen: WEKA Redaktion, Dr. Kurt Kropp